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Drei Heinzelmänchen dachten sich mal,
wir geh'n wandern im Kleinwalsertal.
Zum Widderstein ging's hoch hinauf,
da gab es jede Menge Geschnauf'
Am zweiten Tag mußt einer fort,
zum wandern an einen andern Ort.
Die andern wollten Gondel fahren,
weil sie vom Vortag noch müde waren.
Einer blieb wegen Schnupfen daheim,
da wandert der letzte dann allein.
Am letzten Tag durch die Breitach-Klamm,
danach ging's auf den Heimweg dann.
Der Widderstein
Blick auf den Widderstein.
Weitere Bilder gibt es im Fotoalbum.
Wir fruehstuecken um 8 Uhr und machen uns dann recht bald auf den Weg
zum Widderstein. Zunaechst fahren wir mit dem Auto nach Baad und
lassen das auf dem kostenpflichtigen Touri-Parkplatz stehen.
Anschliessend geht es den Bärguntbach entlang durch den Wald. Nach etwa
einer halben Stunde passieren wir die Bärgunthütte, kehren aber nicht ein,
schliesslich sind wir gerade erst losmarschiert. Es ist schon
viel Betrieb. Bald trennt sich der Weg vom Flus und es geht steiler
bergan. Wir kommen an mehreren Elektrozaeunen vorbei und oft stehen
Kuehe mitten auf dem Weg. Oder vielmehr Rinder, denn sie sind offenbar
noch zu jung, um Milch zu geben, Waere wohl auch ziemlich umstendlich,
sie jeden Morgen und Abend von hier runterzuholen zum Melken. Jetzt
sind wir schon deutlich ueber der Baumgrenze und man erkennt gut die
runde Form des oberen Talkessels, wie sie typisch ist fuer den Anfang
eine Gletschertales (was deshalb auch Trogtal heißt).
Weiterhin steil bergauf geht es, und wir kommen
trotz der kuehlen Lufttemperatur ordentlich ins schwitzen. Es sind
recht viele andere Leute auch auf diesem Weg unterwegs. Endlich haben
wir den Hochalppass erreicht und koennen auf der anderen Seite zum
Hochtannbergpass herunterschauen. Der Widderstein, der am Anfang der Tour gar
nicht zu sehen war, weil er hinter seinem kleinen Bruder vesteckt war,
liegt jetzt direkt neben uns, und er sieht seht schroff und steil aus
und gar nicht so, als ob man da gut hinauf kaeme. Direkt neben dem Weg entdeckt Gerry plötzlich ein Murmeltier - wir bleiben stehen und fotografieren es eifrig, und es bleibt da sitzen und beobachtet uns dabei. Erst als wir wirklich dicht dran sind, verschwindet es mit einem schnellen Satz in seinem Erdloch. Kurz darauf hören wir von weiter oben ein schrilles Pfeifen - ein Kollege hat uns entdeckt und warnt seine Artgenossen.
Nach einer kurzen
Pause, ein paar Stueckchen Schokolade und Muesliriegel spaeter, machen
wir uns an den Aufstieg. Jetzt wird es wirklich steil, und ein
Hinweisschild weist auf alpine Gefahren hin. Besonders als wir kurz vom
Weg abkommen, entwickelt sich die Sache zu einer etwas ungemuetlichen
Klettertour, aber als wir dann wieder auf dem Weg sind, geht es
besser. Dennoch muessen wir uns oft mit den Haenden festhalten oder
abstuetzen, als wir in engen Serpentinen die steile Wand hochklettern.
500 Hoehenmeter bewaeltigen wir auf diese Weise, dann haben
wir endlich den Gipfel erreicht.
Da gibt's natürlich erst mal eine ordentliche Pause. Die auf der Anfahrt gekauften Brötchen kommen zu Ehren, und der Schokoladenvorrat wird gehörig reduziert - wer will das schon alles wieder mit runtertragen? Während wir da sitzen, können wir einen Rettungshubschrauber bei der Arbeit beobachten; offenbar ist weiter unten am Berg jemand gestürzt und wird nun per Hubschrauber geborgen, indem zuerst ein Retter mit Hilfe eines langen Seiles dort abgesetzt wird und dann Retter und Opfer gemeinsam am Seil hängend vom Hubschrauber wieder abgeholt werden. Es scheint kein schlimmer Unfall gewesen zu sein, sonst wäre wohl die Trage zum Einsatz gekommen.
Am Gipfel treffen wir auf eine Gruppe aus 3 Personen, 2 Männer und ein etwa 4-jähriger Junge, der mit Hilfe eines Klettergurtes durch einen der Männer gesichert wird. Den Aufstieg hat der Kleine wohl alleine gemacht, beim Abstieg wird er je nach Schwierigkeit getragen (auf den Schultern! und der Mann ist trotzdem noch schneller als wir!), klettert selber oder wird am Gurt stückchenweise runtergelassen. Und die ganze Zeit redet der Kleine fröhlich vor sich hin - so ein Kind möchte ich später auch mal haben.
Naja, wir klettern und krabbeln auch wieder runter, nicht ohne dabei noch den Geocache am Weg zu heben (obwohl wir ihn beinahe vergessen hätten). Die mitgeschleppten Wanderstöcke kommen sofort zum Einsatz, sobald der Weg wieder eben genug dafür ist - der ungemütliche Abstieg macht sich bei allen bemerkbar.
Zurück geht's auf dem gleichen Weg wie auf dem Hinweg, denn mit der Aussicht auf ein leckeres Abendessen in der Pension hat keiner Lust, den längeren Weg einmal um den Berg herum zu machen. Es ist kaum noch Zeit für eine kurze Einkehr in der Bärgunthütte mit Quark, Milchreis und einem Glas frischer Kuhmilch, und für eine kurze, leider vergebliche Suche nach einem weiteren Geocache. Dann sind wir auch schon wieder in Baad am Auto und wieder in der Pension Sonn-Winkl in Mittelberg beim Abendessen (wahlweise Schnitzel oder Königsberger Klopse).
Ochsenhofer Köpfe
Lawinenschutzanlagen am Walmendinger Horn
Heute ist ein fauler Tag angesagt, das heißt, wir nehmen die Gondelbahn auf das Walmendinger Horn, statt zu Fuß raufzulaufen. Die Touris stehen Schlange an der Talstation, und wir bedauern unseren Entschluß schon. Oben angekommen schauen wir nur von der Panorama-Plattform (mit windgeschützer Liegestuhl-Fläche) einmal kurz in die Runde, bevor wir uns aufmachen in Richtung des Grates der Ochsenhofer Köpfe. Dieser Weg ist in der Karte nur als Steig verzeichnet, und wir hoffen, daß der Hinweis "nur für Geübte" die meisten Touristen abhält. Das mag zwar stimmen, aber es bleiben immer noch jede Menge übrig. Zunächst geht es steil bergab, und der Gedanke, da mit unseren von gestern noch strapazierten Beinen runter und später wieder rauf laufen zu müssen, fragen wir uns, ob das eine gute Idee war...
Jedenfalls, nach einem ebenso steilen, aber auch recht kurzen Aufstieg haben wir den Grat erreicht und das ist wirklich schön. Der Weg ist schmal und man muß aufpassen, wo man hintritt, weil überall Felsen oder Wurzeln im Weg sind, dafür hat man nach links einen wunderschönen Blick ins obere Ende des Kleinwalsertales und nach rechts den unverstellten Ausblick auf den Hohen Ifen und davor die Schwarzwasserhütte. Das Wetter ist noch deutlich besser als gestern und vor allem wärmer, und der frische Wind am Grat ist sehr angenehm.
Ausblick auf den Hohen Ifen
Da wir ja heute einen faulen Tag haben, machen wir schon nach kurzer Zeit die erste Pause, auf dem Muttelbergkopf, dem höchste Gipfel des Grates. Dann gehen wir weiter, bis zum nächsten Gipfel kurz vor dem Ende des Grates (der hat keinen Namen). Hier machen wir eine ausgiebige Mittagspause, bewundern die Aussicht und machen Fotos. Jetzt ist der Wind fast ein bißchen kalt, wenn man so verschwitzt herumsitzt, insbesondere, wenn gerade eine Wolke vorbeizieht.
Anschließend machen wir uns auf den Rückweg; zum Glück ist jetzt keine Warteschlange mehr an der Seilbahn und wir kommen mit der nächsten Gondel nach unten. Dafür sind wir viel zu früh zum Abendessen "zuhause" und müssen eine Weile auf das Essen warten, aber es lohnt sich: es gibt frische warm geräucherte Forelle und zartes Hirschragout.
Hochstarzel
Da die Wettervorhersage etwas von Gewitterwarnung sagt, fällt die eingentlich geplante Tour auf den Hohen Ifen flach - mitten auf dem Gottesacker (die "Hochebene" neben dran) möchte man lieber nicht vom Blitz getroffen werden. Also habe ich eine kürzere Tour ausgesucht, an der die ausgesetzten Stellen schon mittags überquert werden: der Grat des Hochstarzel. Diesmal nehme ich den Touri-Bus nach Baad (der fährt alle 10 Minuten und ist für Gästekarten-Inhaber kostenlos). Von dort aus geht es dann zu Fuß weiter, das Derrenbachtal entlang zur mittleren und oberen Spitalalpe. Hier sind wirklich mal wenige Leute unterwegs. Der Anstieg ist mal wieder mörderisch, und falls überhaupt möglich, scheint es heute noch wärmer gewörden zu sein. Am Derrajoch angekommen habe ich endlich das schlimmste hinter mir. Hier oben ist eine große Wiese voller Sumpfdotterblumen, die scheinbar die Quelle des Derrabaches bildet.
Weitere Blumen- und Pflanzenfotos gibt es im Bergblumen-Fotoalbum.
Jetzt kommt wieder der angenehme Teil: der Grat. Auch hier wieder nur für Geübte, und diesmal ist wirklich was dran: der Weg ist sehr schmal und es geht an den Seiten wirklich steil runter - auch wenn die Hänge grasbewachsen sind, möchte man da nicht runterkullern. Wie sagt die Wanderkarte: "... Grasberge [...] gelten als Allgäuer Spezialität, die [...] aalglatte Steilflanken aufweisen und messerscharfe Zackengrate bilden". Teilweise ist der Weg zusätzlich mit Seilen gesichert, die allerdings mehr als Stolperfalle auf dem Weg liegen als einem wirklich Sicherheit zu bieten. Im Westen liegt die Üntschenspitze, und im Osten blickt man auf das Kleinwalsertal und den Widderstein. Voraus liegt wieder der Hohe Ifen, der hinter den Ochsenhofer Köpfen hervorschaut.
Das schöne an diesen Graten ist, daß hier besonders viele schöne Blumen zu blühen scheinen, und oberhalb der Baumgrenze und so direkt am Berghang, mit dem Himmel (oder einem anderen Berg) dahinter, kommen sie viel besser zur Geltung.
Viel zu schnell bin ich auf der anderen Seite und laufe gleich in eine Ansammlung an Wanderern hinein, von denen ich bisher noch recht wenig gesehen habe. Dieser Grat ist eben wirklich nicht für jeden geeignet. Nach einem kurzen Abstieg zum Starzelalpe geht es auf einem Höhenweg wieder Richtung Mittelberg. Inzwischen sind leichte Wolken aufgezogen, aber es ist immer noch trocken und (zu) warm. Deswegen kommt die Innere Stierhofalpe gerade recht, um sich an einem Glas frischer kalter Milch zu laben. Leider war ich zu faul zum Tragen, sonst hätte ich hier direkt vom Erzeuger ein halbes Kilo Bergkäse gekauft.
Jetzt kommt alle paar Kilometer eine Hütte, und alle sind reichlich mit Touristen gefüllt. Man ist hier eben in bequemer Laufentfernung von Baad. Ich gehe weiter, komme unterhalb des Ochsenhofer-Köpfe-Grates und des Walmendinger Horn-Gipfels vorbei und mache schließlich in der Sonnalp eine letzte Rast, hier gibt es Apfelkuchen und noch ein Glas Milch. Diese Alp liegt direkt oberhalb von Mittelberg, und von hier aus geht der Zaferna-Sessellift ins Tal. Damit fahre ich dann auch und lande nur wenige Gehminuten von der Pension entfernt direkt im Ort. Sehr praktisch, und sehr knieschonend.
Breitachklamm
Die Breitach am Eingang der Klamm.
Dieser Tag wird ein Bad in der Menge. Die Warteschlange an der Kasse, wo man den Eintritt zur Klamm zahlt, schlängelt sich schon bis auf den Parkplatz (für den man natürlich wieder extra Parkgebühren zahlen mußte). Und diese Menschenschlange schlängelt sich dann die ganze Klamm entlang, das Dumme an so einer Klamm ist ja, daß sie lang und dünn ist und man nicht seitlich abzweigen kann. Man klammt fest, sozusagen.
Aber die Klamm ansich ist wirklich sehenswert. Obwohl es gestern abend geregnet hat, führt die Breitach nicht sehr viel Wasser, aber man kann sich vorstellen, wie es hier aussieht, wenn die Klamm voller ist. Das Wasser braust und gurgelt durch die engen Felsen und man versteht, warum überall darauf hingewiesen wird, daß Eltern ihre Kinder festhalten sollen - wer da reinfällt, hat ein Problem. Überall hängen Baumstämme quer in der Klamm, die wohl von der letzten Schneeschmelze mitgerissen wurden. An einer Stelle ist eine Pegelmarkiereung, die anzeigt, daß das Wasser öfter sogar höher steht, als der befestigte Weg liegt. 1995 wurde durch einen Felssturz die Klamm aufgestaut, und als der Damm im Frühjahr 1996 brach, gab es eine 35m hohe Flutwelle (an der engsten Stelle) und der ganze befestigte Weg wurde zerstört.
Auf der anderen (oberen) Seite der Klamm fließt die Breitach wieder, wie der Name sagt, breit und gemütlich dahin und die kleinen Seitenbäche laden zum Staudamm-Bauen ein. Aber allzuviel Zeit bleibt nicht (und so spannend wie früher ist das Staudamm-Bauen auch nicht mehr). Wir wollen doch noch zu Müllers Alpe zur Brotzeit. Der feurige Hüttentoast kommt gut an, und so gestärkt machen wir uns an den Abstieg zum Parkplatz. Leider ist dies ein ganz wander-unfreundlicher asphaltierter Weg, aber es sind ja auch nur etwas über 100 Höhenmeter zu bewältigen.
Die Kleinwalsertal-Gästekarten kann man praktischerweise an jedem Touri-Bus ("Walserbus") zurückgeben und so kriegen wir die 5 Euro Pfand wieder. Dann müssen wir uns leider schon auf den Heimweg machen, und morgen geht's wieder zur Arbeit - bleibt nur die Treppe ins Büro im 7. Stock als Erinnerung an dieses Bergwander-Wochenende.
Technische Daten