Sizilien-Rundtour
Fotos gibt's hier.
Palermo
Mit der S-Bahn um 9 Uhr geht es los Richtung Flughafen. Am Ostbahnhof
umsteigen in die S1 oder doch lieber in die S8? Nach einigem Hin- und
Her-steigen, aber immer noch mehr als rechtzeitig, sind wir am
Flughafen und können gleich einchecken. Der Flieger startet wegen
Nebel mit etwas Verspätung. Schon kurz hinter München sind die Wolken
weg und man hat einen wunderschönen Blick auf die Alpen, wo schon der
erste Schnee auf den Gipfeln liegt. Obwohl der Flug nur etwas über
eine Stunde dauert, gibt's sogar was zu essen an Bord.
Das Wetter in Palermo ist deutlich wärmer als in München. Auf den
Shuttle-Bus zur Autovermietung müssen wir 10 Minuten warten, dann sind
wir aber dank erfolgreichen Drängelnd mit an Bord – ein
10-Mann-Minibus für ca. 40 wartende Personen mit Koffern. Zu Fuß wären
wir sicherer unterwegs gewesen, denn unterwegs öffnet sich die Tür und
eine Frau (die, die sie nicht richtig zu gemacht hat) wäre beinahe
raus gefallen. Nach 500m sind wir da und nehmen den Fiat Panda in
Empfang. Für die erste Nacht haben wir ein Hotel in der Innenstadt von
Palermo gebucht, und obwohl der Stadtplan, den wir von der
Autovermietung bekommen haben, weder Kreisverkehre noch
Einbahnstraßen eingezeichnet hat (noch die Information, wann eine
Seitengasse definitiv zu eng zum Durchfahren ist), finden wir das
Hotel. Es liegt unmittelbar gegenüber dem Grand Hotel Palermo, und im
Innenhof ist eine Baustelle. Die angepriesenen Privatparkplatz sind
100m zurück auf einem öffentlichen Parkplatz, und wir fürchten schon,
daß das Auto am nächsten Morgen gar nicht mehr da ist. Natürlich
können wir nicht einfach zurück zum Parkplatz fahren, das Hotel liegt
an einer Einbahnstraße, also machen wir noch eine Runde um den Block
(bis morgen werden wir den optimalen Weg gefunden haben) und
parken. Der Hotelportier gibt uns noch den Rat, dem auf dem Parkplatz
herumlaufenden Mensch, der so tut, als vermiete er die Plätze, nicht
mehr als zwei Euro zu geben.
Das Zimmer ist jedenfalls ruhig und ordentlich und von der Baustelle
ist nichts zu hören. Es ist einfach eingerichtet. Es handelt sich eher
um ein Hostel als um ein richtiges Hotel.
Wir machen uns auf für einen Stadtbummel durch den Park der Villa
Garibaldi an der Piazza Marina. Dort wachsen mehrere riesige
Gummibäume. Weiter geht's zum Yachthafen und einmal darum
herum. Leider machen die Restaurants hier erst spät auf und erst
kurz bevor unsere Füße ganz platt gelaufen sind, kommt uns die Idee,
in einer Bar einen Espresso zu trinken und ein Granita zu essen und
einfach zu warten, bis die nächste Pizzeria aufmacht. Das Warten lohnt
sich dann aber, es gibt Thunfischpizza und ein Tagesmenü mit
Vorspeise, Pasta und Grillfleisch. Hier verkaufen sie Bier in 0,6l
Flaschen.
Leider ist das Hotelzimmer jetzt überhaupt nicht mehr schön ruhig,
denn durch Fenster dringt laute Musik. Trotzdem schlafen wir
einigermaßen gut.
Die Nordküste
Frühstück gibt's keins, aber dafür hat der Spaß auch nur 40 Euro für zwei
Personen gekostet.Zuerst raus aus Palermo und rauf auf die Autobahn
Richtung Osten. Das ist der Plan. Der schnellste Weg scheitert wieder
an einer unerwarteten Einbahnstraße, aber man fährt auch neben der
Autobahn ganz flott bis zur nächsten... ups, verpasst... übernächsten
Auffahrt. Was ist mit Frühstück? Der Nächste größere Ort ist Cefalú,
und dort suchen wir uns ein nettes Café direkt an der
Strandpromenade. Da es außer Croissants nichts essbares gibt (obwohl
Sandwiches und Crêpes auf der Karte stehen), essen wir eben jeder ein
Croissant mit Kaffee bzw. Tee. Die Altstadt von Cefalú hat viele nette
enge Gässchen und jede Menge Souvenirlädchen. Außerdem gibt es in der
Mitte eine große Kathedrale, der wir einen Besuch abstatten. Die
Wanderung auf den Burgberg, die in unserem Wanderführer beschrieben
ist, lassen wir ausfallen, denn wir wollen weiter ins Landesinnere und
dort eine Wanderung machen. Vorher kaufen wir noch Proviant für's
Mittagessen.
Weiter geht's über die Autobahn nach Osten, und schließlich auf einer
Landstraße nach Süden in die Berge, Richtung Mirto, wo wir an einem
Heiligenstandbild auf einer Bank in der Sonne Mittagspause machen. Die
eingekauften Pfirsiche sind größer und leckerer als die, die man in
Deutschland normalerweise bekommt. Aber auch fusseliger: es
ist übrigens keine gute Idee, ungewaschene Pfirsiche mit dem
Pulloverärmel abzuwischen.
Weiter geht es Richtung Galati Mermatino, wo wir eine Wanderung zu den
Catafurco-Wasserfällen machen wollen. Irgendwann müssen wir auch mal
tanken, aber wie fast alles haben die Tankstellen hier mittags
geschlossen. Zum Glück hat das Auto eine Reichweitenanzeige, und
obwohl sie je macht Fahrtrichtung (bergauf/bergab) zwischen 50 und weit über
100km schwankt, machen wir uns erst mal noch keine Sorgen.
Die Wanderung führt von Galini (das in der Realität aber anders heißt)
aus den Fiume di San Basilia aufwärts in ein Tal hinein. Zuerst geht
es einen Feldweg entlang und die Realität ist genau so, wie sie im Führer beschrieben
ist. An einem Brunnen mit Trinkwasser können wir uns erfrischen -
unter dem kritischen Blick der herumstehenden Kühe, die uns
zusehen. Als im Führer steht "rechts auf einem Ziegenpfad zum Fluss
hinab" wird es schwierig - welchen von den vielen Ziegenpfaden meinen
sie? Nachdem wir wie angegeben den Fluss überquert haben und am anderen
Flussufer eine Weile durchs Gebüsch gekrochen sind (das hier übrigens unangenehm
viele stachlige Pflanzen beinhaltet - lange Hosen haben auch an
warmen Sonnen-tagen ihre Vorteile), beschließen wir, daß der beste
Weg wohl im Flussbett entlang führt. Der Fluss hat nicht gerade viel
Wasser, so daß genug Platz für uns ist; trotzdem wird es eine ganz
schön anstrengende und umständliche Kletterei über die
Felsblöcke. Nach etwa einer Stunde erreichen wir tatsächlich den
Wasserfall - und die gemütliche Treppe, die vom Feldweg herunter ins
Bachbett führt. Der Wasserfall befindet sich in einer Grotte, wie man
sie aus kitschigen Filmen mit badenden Nixen kennt. Zum Baden ist es
ein bisschen kühl und schattig. Der Rückweg auf dem Feldweg geht
natürlich wesentlich schneller.
Auf der Weiterfahrt finden wir am Ortsende von Galati Mermatino eine
geöffnete Tankstelle, bei der allerdings das Benzin alle ist. der
Tankwart rät uns, zurück zu der letzten Tankstelle zu fahren, da es in
unserer Fahrtrichtung für lange Zeit keine Tankstellen gibt. Also
nochmal zurück nach Longi, die Tankstelle dort hat inzwischen geöffnet
und hat sogar Benzin. Jetzt können wir endlich weiter Richtung
Randazzo, daß unser Etappenziel für heute Abend ist. Die Fahrt geht
auf kurvigen kleinen Bergstraßen über eine Hochebene, auf der wohl im
Winter recht viel Schnee liegen kann, wenn man den Markierungsstangen
am Straßenrand glauben darf. Die Fahrt zieht sich in die Länge, und
wir haben noch nicht mal viel von der Landschaft, denn es ist schon
lange dunkel. Wir sind froh, als wir endlich in das Tal
hinunter fahren, in dem Randazzo liegt, und dort schon von weitem die
Leuchtreklame des Hotels Scrivano
sehen. Die Zimmer kosten 85 Euro pro Nacht,
mit Frühstück. Das Hotel-Restaurant öffnet leider erst in eineinhalb
Stunden - warum wird es eigentlich so früh dunkel, und was tun die
Italiener zwischen 18 und 20 Uhr? Wir jedenfalls essen auf dem Zimmer
Brot und Käse und gehen früh ins Bett.
Ätna
Gegen halb 9 Uhr erscheinen wir im Restaurant zum Frühstück. Wir sind
leider nicht die ersten, die diese Idee hatten, denn es sieht aus wie
auf einem Schlachtfeld: leer gegessene Platten, leere Saft- und
Wasserflaschen und ein paar mickrige, in Plastik eingeschweißte
Croissants und Kekse erwarten uns. Schließlich kommt jemand, um Kaffee
und Tee zu bringen. Das Teewasser ist kalt. Es war wohl eine
Reisegruppe hier, die heute morgen abreist. Ein Gutes hat das: der
französische Busfahrer dieser Gruppe kann unser Schulfranzösisch für
das Hotelpersonal auf italienisch übersetzen, so daß wir für die
nächsten beiden Nächte ein Zimmer nach hinten raus bekommen und nicht
direkt an der Hauptstraße schlafen müssen.
Der Plan für heute sieht vor, daß wir im Ort eine richtige Wanderkarte
kaufen und dann eine Tour aus dem Wanderführer an den Hängen des Ätna
machen, zum Monte San Maria und Monte Spagnolo, ein paar alten
Nebenkratern des Ätna. Nach einer Irrfahrt durch die Innenstadt und
mehrmaligem Nachfragen kommen wir an so etwas wie ein Tourismusbüro,
dessen Bewohner nur italienisch spricht, uns eine grobe Karte der
Ätna-Region gibt (auf der hauptsächlich die Landstraße rundherum
eingezeichnet ist) und den Hinweis, daß es gegenüber noch ein
Ätna-Büro gäbe. Das Ätna-Büro hat geschlossen. Einen Laden, wo man
Karten kaufen könnte, gibt es hier nicht. Im Tourismus-Büro haben wir
immerhin einen Stadtplan bekommen, eine DIN A3 Kopie, die die
Innenstadt zeigt. Schon die Straße, auf der wir aus Randazzo raus
Richtung Anfangspunkt der Wanderung fahren sollen, ist nicht drauf.
Dennoch finden wir glücklich den Parkplatz, von dem aus die Wanderung
losgehen soll, indem wir auf gut Glück bergwärts fahren und
überraschend am richtigen Ort landen.
Die Zisterne am Wegrand, die im Wanderführer hervorgehoben wird, ist
ein unspektakulärer Steinbau. Die Abzweigung kurz danach übersehen
wir, und so kommen wir unverhofft am Rifugio Saletti an und
beschließen kurzerhand, den Rundweg andersherum zu gehen. An Rifugio
gibt es mehrere Schutzhütten. Ein paar Waldarbeiter sind bei der
Arbeit. Beeindruckend ist das große Lavafeld von 1981, wo noch kein
Kraut zwischen den Steinen wächst, die so scharfkantig sind, als wären
sie gerade eben erst fest geworden. Und ziefschwarz das Ganze, im
Gegensatz zu den 350 Jahre alten Lavafeldern daneben, die auch erst
spärlich bewachsen, aber immerhin grau und verwittert sind. Mit Sonne
wäre es hier wohl unerträglich heißt, aber es ist bewölkt und ein paar
tiefhängende Wolken ziehen vorüber. Man könnte denken, die
Nebelschwaden wären aus Schwefeldämpfen, die von der Lava
aufsteigen. Vom Gipfel des Ätna, noch 1500m über uns, ist nichts zu
sehen.
Aufgrund einer weiteren unauffindbaren Abzweigung entgeht uns die
Umrundung des Monte Spagnolo und wir finden uns auf deme Ätna-Jöhenweg
wieder. Herbstlich-bunte Buchenwälder wechseln mit schwarzen
LAvafeldern. Am Monte Santa Maria finden wir zwar das Rifugio Santa
Maria, nicht aber den Weg runter zur Zisterne und damit zurück zum
Auto, von dem wir nur noch einen Kilometer Luftlinie entfernt sind. Da
dieser eine Kilometer 500 Höhenmeter beinhaltet, erscheint es nicht
ratsam, den direkten Weg querfeldein zu nehmen, mit oder ohne GPS. Es
bleibt nichts anderes übrig, als ein Stück zurückzugehen (die Kühe am Wegrand
gucken ganz schön blöd, als wir schon wieder vorbeikommen) und dann
auf einem Querweg zum Rifugio Saletti abzusteigen und von dort wieder
zurück zum Auto zu gehen. Wegen des einsetzenden Nieselregens wählen
wir den uns bekannten Weg, statt den Rundweg andersherum weiterzugehen
und uns noch einmal zu verlaufen. Statt der im Führer beschriebenen
13km zeigt das GPS 18km an, und das, obwohl wir 2 Ecken des Rundweges
ausgelassen haben.
Das Ätnabüro ist nachmittags immer noch geschlossen, und es sieht
nicht so aus, als ob es irgendwann zwischendurch mal geöffnet gewesen
wäre. Also ist die Aussicht auf eine bessere Karte für die Tour morgen
dahin. Dafür hat ein Supermarkt geöffnet (obwohl es nachmittags ist!)
und wir können frischen Proviant kaufen und auf dem Rückweg trinken
wir an einem Kiosk noch Espresso/heiße Schokolade. Derweile zieht ein
Gewitter herauf, und wir erreichen das Hotel gerade noch, beovr ein
wolkenbruchartiger Regenguss einsetzt und kurzzeitig der Strom
ausfällt.
Mit einer langen heißen Dusche - zum Glück scheint der strom nicht
für's Heißwasser notwendig zu sein - und viel Geduld überbrücken wir
die Zeit bis zum Abendessen, das wir diesmal im Hotel einnehmen. Da
die Karte nur auf italienisch ist, ist die Bestellung Glückssache. So
haben wir statt Bratkartoffeln kalten Kartoffelsalat. Das Fleisch und
auch die Pasta sind aber sehr lecker, das Restaurant kann ich ruhigen
Gewissens weiterempfehlen.
Taormina
Diesmal ist das Frühstück besser, wir essen in einem kleinen
Extrazimmer, dem Tee-Raum, und das Buffet war zwar nicht gerade
reichlich, aber vor allen Dingen nicht leergefressen, und das
Teewasser war heiß.
Mit trübem Wetter und ohne Karte geht nicht mal ein Frank auf den
Ätna. Statt dessen machen wir einen Abstecher nach Taormina. Dort
können wir die interessante Erfahrung machen, wie sich 95%
Luftfeuchtigkeit bei 25°C anfühlen, wenn man nicht einfach aus dem
Tropenhaus wieder rausgehen kann. Taormina liegt an einer Steilküste
und man kann praktisch keinen Schritt machen, ohne irgendwie bergauf
oder bergab zu gehen. Das Partkhaus zum Beispiel hat die Einfahrt
unten und den Ausgang auf dem Dach, und selbst vom Dach aus muß man
noch eine mehrere Stockwerke lange Treppe hochsteigen, bevor man in
der Innenstadt ankommt. Wir folgen dem ersten Hinweisschild auf eine
touristisch interessante Stelle: zum sarazenischen Kastell auf der
Bergspitze. Weitere Treppen hinauf, zwischen Feigenkakteen hindurch,
entlang eines Kreuzweges, geht es zunächst bis zu einer
kleinen Kirche. Kurz dahinter ist der Eingang des Kastells, aber es
ist geschlossen. Die Pizzeria daneben hat geöffnet, allerdings gibt es
mitags dort nur Pasta. Die ist aber sehr lecker, es gibt was mit
verschiedenen Muschelsorten, und zum Nachtisch Postazieneis.
Dann also wieder die Treppen runter zwecks Besichtigung des
griechischenTheaters, das auf der anderen Seite der Stadt auf einem
Vorberg liegt. Das, was heute vom Theater noch steht, ist
hautpsächlich aus der römischen Zeit und es handelt sich um eine
Tierkampfarerna und kein Theater, aber man ist ja flexibel. Angeblich
soll man von den Sitzplätzen aus hinter der Bühne als Kulisse den Ätna
sehen, zumindest sehen die Postkarten nicht unbedingt wir Fotomontagen
aus. Wir sehen nur Wolken.
Nach einem weiteren Eis geht's wieder ins klimatisierte Auto. Aufgrund
eines Mißverständnisses zwischen uns und der Karte machen wir einen
unfreiwilligen Abstecher in das Bergdorf Castelmola, das nur über eine lange,
kurvige, enge Straße erreichbar ist, die zu allem Überfluß eine
Sackgasse ist. Soll sehr nett sein da, steht im Reiseführer, nur wir
haben keine Lust, nochmal auszusteigen. Die nächste Pause machen wir
erst, als wir mit Sicherheit die feuchtwarme Meeresluft hinter uns
gelassen haben. Jetzt scheint sogar die Sonne, und nur an der Spitze
des Ätna hängen ein paar Wolken, die wirklich aus Schwefeldämpfen sein
könnten.
Zum Abendessen gibt's heute wieder nur Brot und Pfirsiche.
Enna
Heute soll es weitergehen Richtung Agrigento. Es steht eine lange
Fahrt über Landstraßen bevor. Zunächst geht's an den Hängen des Ätna
entlang bis nach Adrano. Wieder können wir einen kurzen Blick auf den
Gipfel erhaschen; richtig gut ist die Sicht jedoch nicht. Die
Navigation auf den kleinen Straßen ist schwierig, insbesondere
innerhalb der Städte. Zum Glück stimmt die Sizilien-Karte, die wir vom
Reisebüro bekommen haben, besser mit der Realität überein als der
Wanderführer, und deswegen erreichen wir wie geplant die Autobahn
Richtung Enna und sind dann auch recht früh in Enna. Dort gibt es ein
lombardisches Kastell zu besichtigen, das ganz oben auf dem Berg
steht, auf dem die Stadt liegt. Es muss noch nicht mal Eintritt
bezahlt werden - ein wesentlich besserer Deal als das griechische
Theater in Taormina. Es sind auch viel mehr Mauern und sogar ein
begehbarer Turm erhalten. Dort oben findet uns ein Fremdenführer der
Stadt, der uns eine kostenlose Führung anbietet und die ehemaligen
Wohnräume von Friedrich (?) dem 2. und seiner Frau, sowie den
Exerzierplatz für die über 2000 dort stationierten Soldaten zeigt. Da
geben wir ihm doch gern 5 Euro, als er hinterher nach einer kleinen
Spende für seine Kaffeekasse fragt. Allerdings der Tipp, den er uns
für's Mittagessen gegeben hat, ist das Geld nicht wert: die Pizzeria
hat natürlich mittags noch keine Pizza, und die Steinpilze zwischen
den Nudeln sind glibberig und unappetitlich. Hätten wir doch lieber
auf dem Burgberg Brot und Käse gegessen. Der Dom bzw. die Kathedrale,
die im Reiseführer sehr gelobt wird, hat natürlich nachmittags
geschlossen, also schauen wir sie nur von außen an und kaufen eine
Postkarte davon. Dann geht es weiter, wieder ins Tal und auf die
Autobahn. Zwischendurch legen wir eine kurze Pause zum Erholen und
Dösen ein.
In Agrigento fahren wir munter durch die Gegend, bis wir in der
Innenstadt eine Touristeninformation treffen. Der erste deutsch
sprechende Italiener dieser Reise gibt und einen Stadtplan und
haufenweise Informationen zu den sehenswerten Kirchen dieser Stadt,
die wir natürlich sofort wieder vergessen haben. Erst mal einen
richtigen Parkplatz suchen und dann durch die kleinen, verwinkelten
Gässchen (Wo geht's hier überhaupt weiter?) zur Haupteinkaufsstraße
der Stadt. Dort essen wir in einem kleinen Café auf einem Platz vor
einer Kirche ein Eis bzw. trinken einen Kaffee. Ansonsten gibt's hier
in der Innenstadt eigentlich nichts, was wir jetzt unbedingt angucken
müssten, also machen wir uns auf die Suche nach dem Hotel Eos, wo wir für die
nächsten drei Nächte ein Zimmer gebucht haben. Es liegt in einem Ortsteil
nahe am Meer. Dank GPS und Google Maps finden wir es dann auch
tatsächlich. Es ist ganz phantastisch: wir haben ein geräumiges Zimmer
mit einem großen Balkon mit Tisch und Stühlen und Blick direkt aufs
Meer. Am Empfang spricht die Dame fließend Englisch und gibt uns
unaufgefordert alle Infos, die wir brauchen: wie wir am besten ins Tal
der Tempel kommen (das wollen wir morgen anschauen) und wo man dort
parken kann, und wo hier die besten Restaurants fürs Abendessen
sind. Und das Wetter ist endlich auch besser geworden.
Heute Abend müssen wir natürlich erst mal den Balkon genießen und
essen dort wie immer Brot, Käse und Wurst. Langsam wird es dunkel und
man kann einen Leuchtturm und die Warnlampe der Hafenmole erkennen
sowie zwei Planeten am Abendhimmel. Mit den großen Balkontüren kommt
es einem vor, als liege man im Bett unter freiem Himmel.
Tal der Tempel
Das Frühstückszimmer ist wie ein großes Zelt, mit Dach und
Seitenwänden aus Folie direkt an das Haus dran gebaut. Das Buffet ist
gut ausgestattet, es gibt verschiedene Corn Flakes, Joghurt und
Kekse und Auswahl zwischen zwei Sorten Saft (Ananas und etwas
undefinierbares rotes). Wir sind früh aufgestanden, damit wir
möglichst vor den ganzen Touristen im Tal der Tempel aufschlagen. die
im Reiseführer als teuer beschriebenen Parkplätze kosten zum Glück nur
2 Euro pro Tag. Tatsächlich sind wir unter den ersten Besuchern und
haben den Zeus-Tempel und den Dioskuren-Tempel erst mal fast für uns
allein. Vom Zeus-Tempel sind nur die herumliegenden Reste zu sehen. Am
Dioskuren-Heiligtum hat man 4 Säulen und ein Stück des Daches
wiederaufgebaut, schon vor langer Zeit, die Rekonstruktion ist aber
historisch nicht korrekt. Dennoch gibt das Ding ein gutes Fotomotiv
ab. Wir besichtigen noch die Agora, denn der Garten der Kolymbéthra,
den ich unbedingt besuchen möchte, öffnet sowieso erst um 10 Uhr. Das
Warten lohnt sich - mitten in der relativ kargen, trockenen Ebene
befindet sich eine Schlucht, in der es feucht ist und überall
Zitrusfrüchte, Oliven- und Mandelbäume und andere mediterrane Pflanzen
wachsen. Man kann sich gut vorstellen, daß es hier im Sommer sehr
angenehm sein kann. Eine Bewässerungsanlage aus arabischer Zeit ist
auch noch zu sehen. Sogar die im Garten vorhandenen Toiletten sind
angenehm sauber und frisch (trotz Plumpsklo). Am entfernten Ende des
Gartens befindet sich der Tempel des Vulkan, der aber auch schon
verfallen ist.
Zurück zum Eingang und in den zweiten Teil des Tempelbereiches, auf
der anderen Straßenseite. Hier befinden sich die besser erhaltenen
bzw. restaurierten Tempel der Concordia, Juno und des Herakles, sowie
der Äskulap-Tempel. Das Gelände ist sehr weitläufig. auf der höchsten
Erhebung steht der Juno-Tempel, von dem nur noch eine Säulenreihe
steht. Vorher schon haben wir den Concordia-Tempel passiert, der
zwischendurch in eine christliche Kirche umgewandelt wurde und
deswegen bis auf das fehlende Dach fast vollständig erhalten ist, mit
allen Säulen und Giebelseiten. Der Herakles-Tempel direkt am Eingang
besteht nur aus ein paar Säulenstümpfen, dafür darf man aber zwischen
den Resten herumlaufen.
Anschließend besichtigen wir noch das archäologische Museum, das an
der Via dei Templi ein Stück Richtung Stadt liegt. Es enthält eine
sehr umfangreiche Ausstellung von Gegenständen, vor allem Krüge und
Vasen, die in Gräbern und Hausruinen der Gegend gefunden wurde und ist
ein sehr modernes angenehmes Gebäude. Im Museumscafé erholen wir uns
von dieser Überdosis Geschichte und überlegen, was wir als nächstes
machen sollen.
Vor einem späten Abendessen ist noch bequem Zeit für den Besuch der
türkischen Treppen (Scala dei
Turchi). Das sind weiße Kalkfelsen, die direkt am Meer liegen und
vermutlich von arabischen Piraten genutzt wurden, um ungesehen die
Steilküste hinauf zu den zu plündernden Dörfern zu kommen. Bei Sonne
wären sie wahrscheinlich noch wesentlich beeindruckender als jetzt bei
wolkigem Wetter, aber es ist trotzdem ein schöner Ausflug. Dort auf
den Klippen gibt's noch einen kleinen Imbiss
zwischendurch. Anschließend geht's zurück ins Hotel, und da der
Hotel-Pool leider schon leer ist, muss die Badewanne herhalten.
Zum Abendessen geht's zum Restaurant Kokalos, das uns vom Hotel empfohlen
wurde. Es liegt auf einem Hügel Richtung Meer und von dort aus kann
man die nachts angestrahlten Tempel sehen (zumindest vom Parkplatz
aus). Die Pizza ist sehr lecker und das Mandelparfait zum Nachtisch
vervollständigt einen sehr schönen Abend.
Schlammschlacht
Heute haben wir es nicht so eilig wie gestern, denn wir wollen "nur"
die Vulcanelli di Macalube besuchen, ein paar Schlammvulkane 30km
landeinwärts. Daß dort großer Touristenandrang herrscht, ist nicht zu
erwarten. Die Vulcanelli liegen südlich der Stadt Aragona
und es gibt sogar Hinweisschilder. Dort angekommen, finden wir einen
leeren Parkplatz und ein paar italienisch und englisch beschriftete
Hinweisschilder, die auf die Besonderheiten dieses Naturschutzgebietes
hinweisen. Der Schlammvulkane selber sind wirklich nur Vulcanelli, nur
kleine Blubberlöcher im Boden statt imposante kochende
Schlammtöpfe. Es sieht aber so aus, als könnte hier durchaus mehr los
sein, denn es gibt meterhohe Schlammablagerungen und die ganze Gegend
sieht ein bisschen aus wie eine Mondlandschaft.
Auf dem Rückweg halten wir Ausschau nach einer
Tankstelle, aber es haben nur solche geöffnet, an denen man vorab per
Automat einen bestimmten Geldbetrag zahlen muss, und zwar in
bar. So viele kleine Scheine haben wir nicht, also gibt's erst mal nur
für 10 Euro Benzin.
Wieder in Agrigento angekommen wollen wir dem hellenistisch-römischen
Viertel einen Besuch abstatten. Vorher stärken wir uns in einem Café
mit Espresso und kaltem Wasser. Vom Café aus kann man schon einen
Blick über die Ausgrabungsstätte des hellenistisch-römischen Viertels
werfen. Es ist nicht ein einziger Tourist zu sehen, obwohl die Ruinen
sehr interessant aussehen. Ob das Gelände geschlossen ist? Der Eingang
ist ein Stück weiter die Straße runter, und dort sitzen tatsächlich
zwei Angestellte im Schatten des Tickethäuschens. Der Eintritt ist
frei. Auf diesem Gelände wurden Teile der Stadt ausgegraben, wie sie
zur Zeit der Griechen und Römer ausgesehen hat. Es sind unheimlich
viele Grundmauern erhalten und in vielen Häusern sind auch noch Reste
des Mosaiks auf dem Boden und sogar Teile der Wandbemalungen
erhalten. Die sind dann durch durchsichtige Plastikgehäuse vor den
Witterungseinflüssen geschützt. Auch von den Wasserleitungen
bzw. der Kanalisation kann man noch einzelne Reste erkennen.
Am Nachmittag wollen wir nochmal unser Glück mit dem Wanderführer
versuchen und machen uns auf nach Eraclea Minoa, einem Ort mit noch
mehr Ruinen, der ca. 30km westlich von Agrigento direkt an der Küste
liegt. Auf dem Parkplatz des Ausgrabungsgeländes werden wir von einem
Hund empfangen, der dort in der Sonne lag und sich offenbar über die
Abwechslung freut. Er begleitet uns auf dem Weg, der oben auf den
Klippen der Steilküste entlang führt. Man hat einen wunderschönen Blick
über die Küste und den Sandstrand am Fuß der Klippen. Der Strand ist
kilometerlang und bis auf eine Handvoll Menschen absolut leer. Nach
wenigen hundert Metern ist der Weg durch ein verschlossenes Tor
versperrt. Zwar kann man durch ein Loch im Zaun leicht
hindurch klettern, aber wer weiß, wem das Gelände gehört. Also gehen
wir ein Stück zurück und auf gut Glück eine andere Abzweigung
entlang. Hier oben wächst Wein, und als Hecke zwischen den Feldern
dienen Feigenkakteen, die zu beachtlicher Größe und Dichte gewachsen
sind. Die Blattränder sehen oft angefressen aus, als ob Ziegen sie
abfressen würden. Die Feigenkakteen sind voller Kaktusfeigen. Dank
Google wissen wir inzwischen, daß man die roh essen kann. Also
schneiden wir eine ab und packen sie ein, in meinen Sonnenhut, damit
sich nicht überall im Rucksack Stacheln verteilen.
Der Weg führt nicht zur Spitze des Capo Bianco, sondern daran vorbei und auf der
anderen Seite gemütlich zum Strand hinunter, nicht ganz so, wie im Wanderführer
beschrieben, aber immerhin. Am Stand, der auf dieser Seite des Kaps
wirklich völlig menschenleer ist, steht in der Mitte eine kleine Hütte
aus 4 Pfeilern und einem Dach aus Palmwedeln, genau für uns
gemacht. Wir bleiben dort eine ganze Weile sitzen, lassen uns von der
Sonne bescheinen und schauen den Wellen zu. Es ist immer noch recht
windig (gestern Nacht war ein richtiger Sturm), und die Wellen
dementsprechend hoch. Ein Selbstauslöserfoto endet beinahe mit einer
Unterwasser-Reportage, aber Frank schafft es gerade noch rechtzeitig,
die Kamera wiederzuholen, bevor der Stellplatz von einer besonders
großen Welle überspült wird.
Langsam sinkt die Sonne dem Horizont entgegen, und wir machen uns auf
den Rückweg. Uns kommen jetzt jede Menge Leute entgegen - ob die alle
zum Sonnenuntergang-beobachten an die Klippen fahren? Die
Ausgrabungsstätte Eraclea Minoa hat schon geschlossen, also machen
wir uns auf den Rückweg nach Agrigento. Da es schon zu dunkel ist, um
in der Abendsonne auf dem Balkon zu essen, fahren wir nochmal ins
Restaurant Kokalos. Der Kellner von gestern Abend, der deutsch sprach,
erkennt uns sofort wieder und empfiehlt uns eine gemischte Fischplatte
vom Grill und als Vorspeise Carpaccio, aber vom Tintenfisch bzw.
Schellfisch mit Aubergine. Sehr zu empfehlen. Die Fischplatte ist
auch sehr gut, mit verschiedenen ganzen Fische und mit
Haifischsteaks. Einzig die Beilage, gegrillte Kartoffelscheiben, ist
etwas geschmacklos. Wir können ja nicht schon wieder Mandelparfait zum
Nachtisch essen, also gibt es heute eine Art Streuselkuchen mit
Pistaziensplittern oben drauf.
Sellerie und Petersilie
So, der letzte Tag. Aber es wird noch ein langer Tag, denn der Flug
geht erst heute Abend um 21 Uhr. Also erst mal ganz in Ruhe
frühstücken und zusammenpacken und dann fahren wir gemütlich los
Richtung Westen. Die Strecke bis Eraclea Minoa kenne wir ja schon,
und weiter geht's bis Selinunte. Dort gibt es nochmal wieder ein
Ausgrabungsgelände. Selinunte wurde von den Griechen wegen der dort
wachsenden Petersilie (griechisch selinon) so benannt,
allerdings unterschieden die Griechen nicht zwischen Petersilie und
Sellerie, also könnte es auch letzterer gewesen sein. Um diese
Jahreszeit war weder von dem einen noch von dem anderen etwas zu
sehen. Selinunte muss früher fast ebenso bedeutsam gewesen
sein wie Agrigento und sehr wohlhabend, darauf weisen die vielen
großen Tempel hin. Die Ruinen sind über ein großes Areal verteilt, und
nach dem Rundgang zeigt der GPS-Kilometerzähler über 8km an. Daher
gibt es für die weniger lauffreudigen Touristen, die hier in der
Mehrheit zu sein scheinen, kleine Elektroautos, mit denen sie durch
die Gegend gefahren werden.
Außer den Tempeln gibt es hier auch imposante Reste der Akropolis zu
sehen, mit Stadtmauern und vielen Gebäuderesten und weiteren Tempeln. Nachdem wir zunächst
die Tempel in der Nähe des Eingangs besichtigt haben - im Gegensatz
zum Tal der Tempel darf man hier die Tempelruinen sogar betreten -
machen wir in der Nähe der Agora auf einer Wiese ein Pause. Bei jedem
Schritt, den man auf dem Gras macht, knackt und knirscht es unter den
Füßen, denn alles ist voller kleiner Schnecken, die auf dem
Kalkuntergrund offenbar vortrefflich gedeihen. Allerdings sind die
meisten Schneckenhäuser leer und die Bewohner wohl aufgrund der
Trockenheit eingegangen. Zwischen den Dünen hindurch kommt man vom
Stadtgebiet aus in die Akropolis. Wie schon erwähnt, sind hier sehr
viele Mauerreste erhalten und auch ein Stadttor und ein Turm sind noch
zu erkennen. In der Akropolis befindet sich ein halb wiederaufgebauter
Tempel sowie die Grundmauern mehrerer weiterer Tempel. Ein großer
Olivenbaum lädt zu einer Rast ein. Da wir aber das Essen im Auto
haben, treibt es uns doch weiter. Am Ausgang holen wir uns erst mal
ein Eis, und dann essen wir auf dem Parkplatz die letzten Reste Käse,
Wirst und Brot.
Obwohl recht nah am Weg nach Palermo noch eine weitere antike Stadt
liegt, Segesta nämlich, ist unser Bedarf nach Ruinen für diese Woche
definitiv gedeckt und wir fahren weiter bis an das erstbeste Dorf an
der Nordküste. Das ist Castellamare. Dort gehen wir an den Hafen
hinunter und essen ein letztes Granita und trinken den letzten Espresso
dieses Urlaubs. Über die Küstenstraße geht es weiter Richtung
Palermo. Noch ein letzter Stopp bei Cala Rossa, wo wir an den Klippen
sitzen und den Sonnenuntergang abwarten, dann fahren wir zum
Flughafen. Es ist mehr als reichlich Zeit bis zum Abflug. Von der
Autovermietung aus gehen wir diesmal zu Fuß, was deutlich schneller
geht als wenn wir erst auf den Bus gewartet hätten. Unser Flug ist
noch nicht mal für's Check-in ausgeschrieben. Nach ein paar Stunden
lesen ist es dann soweit, und wir sind auf dem Rückflug.