Das Paludarium
Ich habe ein neues Projekt: ein Paludarium. Das ist ein Terrarium mit Wasser drin. Meine ursprüngliche Idee war, eine Umgebung mit hoher Luftfeuchtigkeit für die Kannenpflanze und die Bromelie zu schaffen. Deswegen habe ich auch gleich einen kleinen Wasserfall mit eingebaut, in der Hoffnung, dass das plätschernde Wasser besser verdunstet.
Wer mich kennt, weiß, dass es nicht lange bei nur zwei Pflanzen bleibt. Noch bevor ich überhaupt Wasser drin hatte, habe ich einen Moosfarn gekauft. Und ein Fensterblatt wollte ich schon immer mal haben! – Ja, ich weiß, das Fensterblatt heißt nicht umsonst auf lateinisch Monstera und es wird nicht lange so klein und handlich bleiben, dass es im Paludarium wohnen bleiben kann.
Und dann wollte ich auch ein paar echte Wasserpflanzen haben, also habe ich im Dehner Schwimmfarn gekauft und gleich noch ein paar Wasserlinsen dazu geschenkt bekommen. Das Beste aber war, dass da auch eine kleine Schnecke mit im Beutel war! Erst war sie lange verschollen, Vor etwa einer Woche ist sie wieder aufgetaucht, natürlich nur metaphorisch, denn es ist ja eine Wasserschnecke. Genauer gesagt, eine Wasserlungenschnecke, vermutlich die Art Physella acuta. Ich habe sie Schnecki getauft. Kürzlich habe ich sogar drei Schnecken gleichzeitig gesehen. Was an der Namensgebung nichts ändert, sie sehen sich sehr ähnlich. Es ist sehr unterhaltsam, Schnecki zu beobachten, wenn sie herumkriecht, oder sie zu suchen, wenn sie mal nicht vorne am Glas sitzt. Sie ist sehr flink – für eine Schnecke. Sie ist etwa 8mm lang.
Schnecki kriecht am Glas entlang, direkt unter der Wasseroberfläche. Man kann sehr gut erkennen, dass ihre Mundwerkzeuge eifrig arbeiten: links geöffnet, im rechten Bild geschlossen.
Ich werfe ab und an ein Stück Eisbergsalat ins Becken, und das erste Stück war das nach ein paar Tagen deutlich angefressen. Es bleibt nur ein Skelett aus den Pflanzenfasern übrig, alles grüne dazwischen wird aufgefressen. Das erklärt jedenfalls auch, warum weder der Schwimmfarn noch die Wasserlinsen sich vermehren.
Und weiter geht die Fresstour unter Wasser.
Wenn man mit der Lupe hinschaut, dann kann man erkennen, dass am Glas überall kleine dunkle Punkte sind, vermutlich Algen – nur nicht da, wo Schnecki gerade eben entlanggekrochen ist.
Schnecki kann auch von unten an der Wasseroberfläche entlang kriechen. Hier sieht man das Haus noch besser. Wegen der geringen Tiefenschärfe des 60mm-Makro-Objektivs ist der vordere Teil der Schnecke mit einem Fühler (im Bild weiter rechts) etwas unscharf.
Und man sieht: Schnecki fühlt sich sichtlich wohl, denn sie hat sich schon an die Vermehrung gemacht und an mehreren Stellen ihre Eier abgelegt.
Und ich habe dazugelernt und einen Teil des Schwimmfarnes und der Wasserlinsen in Sicherheit gebracht – in einem Wasserglas auf der Fensterbank, schneckenfrei. Das heißt, auch hier sollte bald Nachwuchs zu erwarten sein.
Weitere Bewohner
Einzelne kleine weiße Viecher schwimmen im Becken herum, weniger als 1mm lang. Wenn man sie fangen möchte, machen sie einen kleinen Sprung, um sich in Sicherheit zu bringen. Ich habe trotzdem einen erwischt, und unter dem Mikroskop sieht er so aus:
Es ist ein Springschwanz. Springschwänze sind so klein und so zahlreich, dass noch längst nicht alle Arten bekannt oder bestimmt sind. Eine benannte und bekannte Art ist der Blumentopf-Springschwanz (Folsomia candida), um so einen könnte es sich handeln. Sie sind angeblich ein Zeichen für gute Bodenqualität. Sie leben eigentlich in der Erde und nicht im Wasser. Das erklärt wahrscheinlich, warum dieses Exemplar sich heftig gewehrt hat, als ich es zur Begutachtung in einem Wassertropfen auf dem Objektträger unterbringen wollte. Ich fürchte auch, er hat das Experiment nicht gut überstanden.
Bei der Betrachtung von Schnecki und ihren Eiern unter der Lupe fielen mir daneben und rundherum diese lustigen Stengelwesen auf. Es handelt sich um Süßwasserpolypen der Gattung Hydra. Sie wachsen schnell und vermehren sich noch schneller, bleiben aber immer spindeldürr.
Übrigens ist die Luftfeuchtigkeit im Terrarium immer deutlich geringer als im Zimmer drumherum. zum Beispiel jetzt gerade, Anfang Mörz, abends, sind innen 44% und außen 62%. Und das, obwohl der Wasserfall sprudelt. Ich besprühe die arme Kannenpflanze ab und an mit Wasser, damit sie sich wohler fühlt.