Paddeln und Radfahren im Spreewald
Dies ist der erste Teil des Reiseberichts. Der zweite ist hier: ElbsandsteinGebirge
Stau
Die letzten Sachen zusammensuchen, alles gießen, Fahrräder auf's Auto
und los. 700km Fahrt liegen vor uns. Wir haben gar nicht
mitbekommen, dass heute Klimatag und autofreier Freitag ist — und am
Füllstand der Straßen merkt man es auch nicht. Schade eigentlich! Wenn
wir es irgendwie hätten einrichten können, wären wir definitiv mit
Bahn gefahren, aber mit Fahrrädern und Faltboot und Gepäck für zwei
Wochen war das nicht machbar. Das Auto ist bis oben hin voll geladen.
In Dresden findet das Navi, dass wir zur Feierabendzeit besser quer
durch die Stadt fahren stauen sollten statt auf der Autobahn zu bleiben. Eine
ganz hervorragende Idee :-( . Als ich in unserer Pension anrufe, um zu
sagen, dass wir später kommen, meint der Wirt nur, das hätte er sich
schon gedacht. Zum Abendessen gibt's Pizza an einer menschenleeren
Autohof-Raststätte. Stellt sich heraus, dass die
Kennzeichenbeleuchtung am Auto hinten kaputt ist – eine passende
Ersatzleuchte gibt's hier nicht.
Endlich, nach 10 Stunden, kommen wir in der Pension Bier an. Noch
bevor wir ausgestiegen sind, ist das Auto voller Mücken. Willkommen im
Spreewald! Der Wirt ist sehr nett und freundlich und das Zimmer
geräumig und mit Blick auf den Burg-Lübbener Kanal. Und es hat Fliegengitter am
Fenster, das sehen wir wegen der Dunkelheit aber an diesem Abend noch
nicht, deswegen bleiben die Fenster sicherheitshalber über Nacht zu.
Paddeltour nach Burg
Das Frühstückszimmer hat Blick auf ein Feld, wo fast jeden Morgen
Rehe äsen. Das Frühstück besteht aus frisch aufgebackenen Brötchen,
drei Sorten Marmelade (die alle sehr lecker sind), frisch gekochten
Eiern und einem Schälchen Gurken. Dazu Tee nach Wahl und
Joghurt. Einfach, aber lecker!
Heute wollen wir uns erst mal informieren, was hier so los ist, und
deshalb ist unser Ziel die Tourist-Info in Burg. Und da fährt man im
Spreewald
natürlich mit dem Kanu hin! Wo wir schon ein Fließ direkt hinter'm
Haus haben.
Die Pension Bier liegt direkt am Burg-Lübbener Kanal.
Der Wirt empfiehlt uns, den Fließ in Fließrichtung zu befahren, die
Strömung ist hier recht stark. also auf geht's Richtung
Burg-Dorf. Dazu biegen wir auf die Kleine Spree ab, die ebenfalls eine
starke Strömung hat, nur in die falsche Richtung. So sehr hab ich mich
beim Paddeln schon lange nicht mehr anstrengen müssen, um einfach nur
auf der Stelle zu bleiben. Bald sind wir völlig verschwitzt und
erschöpft. Die Natur um uns herum ist toll, auf dem engen Flüsschen ist
man mittendrin. Wir sehen Rehe am Ufer aufspringen und einen von einem
Biber angenagten Baum. Es wimmelt von Nebelkrähen, deren dunkle Rufe
sich fast wie das Krächzen von Raben anhören. Kurz vor Burg ist noch
eine Stromschnelle und ein Wehr zu überwinden, und dann haben wir's
geschafft – und sind geschafft. Das Boot lassen wir am Ufer auf einer
Wiese zurück und marschieren ins Dorf. Die Überfülle von Touristen ist
ein krasser Kontrast zu der einsamen Paddeltour.
Wo kriegen wir jetzt was zu
essen her? Die Kräutermühle hat zwar keine Top-Bewertungen, aber dafür
freie Sitzplätze im Biergarten. Und das Essen ist völlig okay.
Anschließend decken wir uns im Edeka mit Vorräten und an der
Tourist-Info mit Infomaterial aus. Die angepriesene "persönliche
Beratung" besteht hauptsächlich aus dem Rat "Schauen Sie im Internet
nach." Egal, wir haben ein paar Prospekte und ein paar Ideen für die
nächsten Tage gesammelt.
Huii! Mit der Strömung geht's nun in rasanter Fahrt heimwärts, unter
fleißiger Benutzung der Paddel, um uns vom Ufer und von
Baumhindernissen abzustoßen. Die Kleine Spree macht ihrem Namen alle
Ehre, sie ist nicht viel breiter als das Boot.
Kurz nach der Einmündung in die Querung zum Burg-Lübbener Kanal eine
schöne Überraschung: eine ganze Familie Sumpfbiber an und im Wasser!
Wir trauen uns kaum, weiter zu fahren, doch die Tierchen sind eher
neugierig als scheu und betrachten uns mit großem Interesse. Eines
scheint sogar fast ins Boot springen zu wollen!
Die Sumpfbiber-Familie beim Badeausflug lässt sich von uns nicht im geringsten stören. Im Gegenteil, neugierig werden wir beäugt.
Nach nur einer Stunde
Fahrt sind wir wieder an der Pension. Ich verbringe den Abend mit
Migräne im Bett und Gerhard mit Hunger beim Italiener "um die Ecke" --
drei Kilometer entfernt. Gut, dass wir die Fahrräder dabei haben!
F60
Heute fahren wir nach Lichterfeld zur Besichtigung einer
Abraumförderbrücke F60, der größten beweglichen Maschine der Welt. Wir
buchen eine Führung und können so über eine Stunde auf dem riesigen
Stahlkoloss herumklettern. Obwohl die höchste Stelle über 70m hoch
über dem Boden lieft, ist alles so gut gesichert, dass mir gar nicht
schwindelig wird. Und das, obwohl schon an der Kasse deutlich darauf
hingewiesen wurde, dass die Führung nur für schwindelfreie Personen
geeignet sei.
Die Abraumförderbrücke F60 bei Lichterfeld.
Der riesige Stahlkoloss kann im Rahmen einer Führung erklettert werden.
Sie ist unvorstellbar groß.
Das Wetter ist sonnig und warm – perfekt für 1-2 Portionen
Eis vor und nach dem Mittagessen, welches wir im angegliederten Restaurant, dass Auswahl
zwischen Erbsensuppe und Bockwurst bietet, einnehmen. Nachdem wir noch
eine Weile die Sonne genossen und ein Erdwespennest beobachtet haben,
machen wir uns auf den Rückweg, und weil es noch früh am Tage ist,
machen wir einen Zwischenstop im Gartenlokal Finkenhain. Die Gäste sind offenbar alle aus
dem Kleingartenverein, zu dem die Gaststätte gehört. Die Wirtin
antwortet auf die Frage "Haben Sie Kaffee und Kuchen?" mit "Ja, den
Kaffee muss ich nur erst aufsetzen." und verschwindet. Wir bekommen dann ohne weitere
Rücksprache jeder eine Tasse Kaffee und ein großes Stück
Bisquit-Mirabellen-Sahnetorte, aus selbstgeernteten Mirabellen und mit
der Entschuldigung, dass sie keine gute Kuchenbäckerin sei und nur
zufällig heute überhaupt Kuchen da hätte. Die Torte
schmeckt hervorragend, und die Tatsache, dass sie optisch etwas
zerdetscht ist, tut dem keinen Abbruch. Die idyllische Lage des
Gärtchens entschädigt für den Umstand, dass ich eine Tasse
Kaffee trinken muss.
Zum Abendessen gibt's heute nur belegte Käsebrötchen im Zimmer.
Radfahr'n
Wir wollen eine kleine Rundfahrt bis zum Storchendorf Dissen
machen. Auf der Hinfahrt, am Nordumfluter entlang, treffen wir einen
anderen Rennradfahrer und genießen gegenseitig den Windschatten. Er
gibt uns den Tipp, in Dissen das Heimatmuseum zu besuchen – leider
ist Montag und alle Museen haben Ruhetag. Genauso das Eiscafé, das
sehr leckeres Eis haben soll. Laut Google Maps soll es hier eine
Auerochsenzucht geben. Das klingt spannend! Wir fahren eine
Weile im Kreis herum, bis wir das Gelände gefunden haben. Von
Auerochsen keine Spur – von Mücken dafür umso mehr! Die Wege durch
das Gebiet sind eher nicht für schmale Reifen geeignet, wir kommen
also nicht schnell wieder weg. Und Radhosen bieten keinen
Mückenschutz. Wer hat hier auch überall Teiche angelegt,
Bergbau-Folgelandschaft hin oder her?
Nach einem Müsliriegel geht's mit neuer Energie Richtung Süden, und am
alten Bahnhof in TODO Werben? finden wir ein nettes Restaurant, wo wir
uns mit Omelette vollstopfen (man muss ja wieder Proteine zuführen)
bevor es das letzte Stück wieder nach Hause geht. Oder machen wir doch
noch einen Abstecher zum Biberhof? Klar doch! Ein Streichelzoo mit
Schafen, Ziegen, Kühen und Sumpfbibern! Nutrias heißen die hier erst,
wenn sie tot sind und nur noch das Fell übrig ist – sie werden aber
hier nicht mehr gezüchtet, sondern sind nur noch niedliche
Fellknäuel zum Angucken für die Besucher. Jetzt können wir auch aus
erster Hand bestätigen: sie haben am Hinterfuß nur zwischen den ersten
beiden Zehen Schwimmhäute, die vorletzte und letzte Zehe sind frei.
Das Radler im Zoo-Kiosk ist ein Tourette-Radler, aber man muss eben
alles mal ausprobieren.
Sumpfbiber haben rote Nagezähne und zwischen den äußersten beiden Zehen keine Schwimmhäute.
Die letzten Kilometer nach Hause sind dann schnell geschafft, aus
geplanten 35km wurden 60km, Gerhards frisch genähte Achillessehne hat
das gut mitgemacht. Die Pension Bier hat einen wunderschön angelegten
und gepflegten Garten, der mit mehreren Sitzgruppen dazu einlädt, den
Tag am Wasser ausklingen zu lassen, je nach Geschmack mit einem Bier
oder einem Tee. Doch wir haben die Rechnung ohne die Mücken gemacht,
die trotz dicker Autan-Schicht versuchen, in sämtliche Körperöffnungen
zu fliegen und zu stechen. Bald sind wir wieder im Zimmer. Wir raffen
uns allerdings nochmal auf, um zum Abendessen in den Koi Garten zu
radeln – ebenfalls mit Sitzplatz am Wasser, aber merkwürdigerweise
mit (etwas) weniger Mücken. Die Wan-Tan-Suppe ist so ziemlich das
einzige auf der Karte, was an Asien erinnert – macht nix, denn alles
ist lecker und die Bedienung sehr aufmerksam und freundlich. Im
Dunkeln geht's auf der Fahrradstraße wieder zurück – der Spreewald
ist wirklich ausgesprochen fahrradfreundlich!
Paddeltour nach Leipe und Lehde
Heute steht eine Tour zu den Spreewald-typischen Dörfern Leipe und Lehde auf dem Programm. Kurz nach dem Start müssen wir nochmal umdrehen, denn es ist viel kälter als gedacht und wir haben zu wenig warme Kleidung dabei. Als wir den Kilometer gegen die Strömung zurück gepaddelt sind, fragen wir uns allerdings doch kurz, wozu wir die zusätzliche Fließjacke jetzt eigentlich brauchen. Wir passieren einen hohlen Baum, in dem eine ganze Familie Sumpfbiber beisammen sitzt.
Zuerst kommen wir durch Leipe. Stilechte idyllische Häuschen links und rechts, und das Hotel, in dem ich vor 15 Jahren schon mal übernachtet habe . Es sieht nicht sehr belebt aus – Nachsaison?
Unsere erste Schleuse! Und gleich mit Service - die Frau, die sie bedient, sagt ein Ständchen auf und bekommt von uns den wohlverdienten Schleusengroschen. An allen anderen Schleusen, die wir im Laufe des Tages passieren, müssen wir uns selber durchschleusen oder gar umtragen, weil die Schleuse wegen Reparatur gesperrt ist.
Weiter nach Lehde. Je näher wir kommen, desto mehr andere Paddler und Kähne sehen wir. Im Hafen von Lehde wimmelt es geradezu vor Kähnen und auch von Touristen. Im "Fröhlichen Hecht" bekommen wir noch einen Sitzplatz im Biergarten, unter einem Sonnenschirm. Während wir fröstelnd auf unsere Königsberger Klopse warten, fängt es doch tatsächlich an zu regnen! Zum Glück ist der Sonnenschirm auch ein Regenschirm, und noch mehr Glück ist es, dass der Regen wieder aufhört, bevor wir weiterfahren.
Nun steht uns ein langer Heimweg bevor, überwiegend gegen die Strömung, die aber wegen der vielen Schleusen hier nicht so stark ist. Gerhard navigiert uns zielsicher auf auf einsamen Fließen zurück — wir sehen einen Baummarder, der eine Rötelmaus verfolgt – schwimmend, im Wasser! Er ist fast so flink wie ein Fischotter, nur schlanker.
Weiterhin sehen wir viele Bäume, denen im unteren Bereich die Rinde fehlt. Die meisten davon sind mit rosa Farbe durchnummeriert. Waren das Biber, oder hat der Mensch nachgeholfen? Auf den letzten Kilometern sehen wir mehrere einzelne Sumpfbiber, die aber eher scheu sind, und noch eine ganze Familie im Gras am Ufer beim Fressen.
Auf dem Rückweg zur Pension. Die Kamera ist immer griffbereit.
Schleusen müssen wir meistens selber.
Bei der vorletzten Schleuse stolpere ich doch tatsächlich beim wieder einsteigen und tauche mit einem Bein komplett ins Wasser. Das ist mir noch nie passiert! Zum Glück hatte ich die Kamera in der Jacken- und nicht in der Hosentasche, und so blieb sie trocken.
Gut, dass es überall Wasserwegweiser gibt!
Erst im 18:30 Uhr, etwa zum Sonnenuntergang, sind wir wieder in der Pension. Tagesleistung 27km! Deswegen dürfen wir jetzt auch faul sein und mit dem Auto zum Abendessen fahren, auch wenn unser Ziel der Italiener "La bicicleta" neben der "Radlerscheune" ist. Ziegenkäse mit Feigen - yammi!
Ruhetag?
Heute morgen bin ich schon früh auf, sitze im Vorzimmer an der Heizung und lese. Plötzlich draußen lautes Motorengeräusch, ich traue meinen Augen nicht! Ein komisches Raupenfahrzeug schwimmt das Fließ hinunter geschwommen. Noch bevor ich Gerhard wecken kann, steht er schon in der Tür, und gemeinsam beobachten wir ungläubig das Geschehen. Durch Bewegung der Raupenketten angetrieben wie ein Schaufelraddampfer pflügt die "Muschel 1" durch das Fließ, vorneweg eine riesige T-förmige Heckenschere, mit der das Grünzeug auf dem Gewässergrund abgeschnippelt wird. So viel zu der Mahnung, beim Paddeln Bodenkontakt zu vermeiden, um die Muscheln nicht zu beeinträchtigen! Ein Stück weit unterhalb fischt ein Bagger das abgeschnittene Pfeilkraut usw. aus dem Wasser.
Die Muschel 1 tuckert an der Pension vorbei und beschneidet die Wasserpflanzen.
Mit Verspätung erscheinen wir zum Frühstück. Der Wirt stellt uns immer genau das hin, was wir am Vortrag gegessen und getrunken haben. Dass ich abwechselnd Pfefferminz- und Schwarztee bestellt habe, hat ihn aus dem Konzept gebracht und er legt mir seitdem immer beide Teebeutel zur Auswahl bereit.
Auf den kleineren Fließen muss mit Hindernissen gerechnet werden. Zum Wenden ist es zu schmal, also geht's rückwärts zurück.
Weil wir ja heute einen Ruhetag machen, lassen wir es langsam angehen und sitzen erst mal im Zimmer, beobachten ein Eichhörnchen im Walnussbaum vor dem Fenster und lesen. Dann raffen wir uns doch auf, ein mal um den Block zu paddeln bis zum Irrgarten am Spreewaldhof Lukas. Zum Glück ist das Grasschnippelfahrzeug inzwischen weg. Der Irrgarten ist wirklich super, immer wenn man denkt, man hat's gleich, kommt eine unerwartete Abzweigung oder ein Knick im Weg. Die Hecken aus Lebensbaum sind blickdicht und wir rennen eine ganze Weile herum, bevor wir die Plattform in der Mitte erreichen. Theoretisch könnten wir uns hier einen "Geschafft" Stempel abholen. Praktisch fängt es aber genau jetzt an zu regnen, so dass wir uns lieber schnell unter das Dach des Imbiss zurückziehen und bei Käse-Schinken-Toast auf besseres Wetter warten. Da das 'ne Weile dauert, essen wir erst mal noch ein Eis, bevor wir uns bei nur noch leichtem Regen auf den Rückweg machen.
Der Irrgarten ist wirklich super.
Geschafft! Ausblick von der Plattform.
Am Spätnachmittag wird das Wetter wieder besser. Zum Abendessen fahren wir mit dem Rad zum Ochseneck. Da gibt's leider keinen freien Tisch mehr. Deswegen fahren wir noch ein Stück weiter zum Schlangenkönig, einem italienischen Restaurant in einer renovierten Scheune, das Teil einer größeren Anlage mit Pension und Ferienwohnungen ist. Es gibt keine Pizza, aber Pasta mit Huhn und Limette, und Sitzplätze drinnen im Warmen. Auf der Rückfahrt ist die Sonne schon fast untergegangen und der Nebel steigt aus den Wiesen, eine sehr eindrucksvolle Stimmung.
Radtour nach Lübbenau
Heute haben wir viel vor: auf dem Gurkenradweg über Lübben nach Lübbenau und dort im Museum mehr über den Spreewald lernen. Das Wetter ist sonnig und frisch. Über Alt- und Neu-Zauche am Hochwald entlang, zwischen Feuchtwiesen voller Binsen und bunter Kühe geht der Weg.
Von Bibern angenagte Bäume sind in der Szenerie inklusive.
Pünktlich zum Mittag sind wir in Lübben. Am Hafen dort gibt es einen großen Biergarten mit Selbstbedienung, der Hefeplinse anbietet. Die müssen wir unbedingt probieren! Leider sind die meisten Sitzplätze im Schatten und es ist kühl. Deswegen fahren wir bald weiter. Schnurgeradeaus auf einem asphaltierten Weg einen Deich entlang, wie zu Hause! Bei einer Bank in der Sonne halten wir zum Aufwärmen an, der mitgebrachte Tee und die Schokolade wollen ja auch gewürdigt werden. Über den Feuchtwiesen können wir einen großen Raubvogel beobachten – einen Rotmilan?
In Lübbenau finden wir das Spreewaldmuseum sofort – allerdings enthält es keine Informationen über die Entstehung dieser Landschaft, sondern nur über die Nutzung und den Tourismus seit dem 17. Jahrhundert, mit einer Sonderausstellung über Tourismus in der DDR. Immerhin gibt es eine Original-Spreewaldbahn-Dampflok mit passendem Wagen zu sehen.
Spreewaldbahn im Spreewaldmuseum Lübbenau.
Während ich anschließend in einem etwas ans 19. Jahrhundert erinnernden sympathischen kleinen Laden unsere Vorräte auffülle, findet Gerhard heraus, dass wir statt ins Museum ins Haus der Natur hätten gehen müssen. Dieses befindet sich sehr unauffällig drei mal um die Ecke in einer Sackgasse. Wir werden mit einer sehr schön und informativ gestalteten Ausstellung belohnt, die erklärt, wie der Spreewald als Binnendelta nach der letzten Eiszeit entstand und wie er lange (kaum) genutzt wurde. Erst seit dem 19. Jahrhundert wird der Wasserstand durch 12 Staugürtel mit Wehren und Schleusen reguliert und so Überschwemmungen, die die Ernte vernichten, verhindert, und gleichzeitig genug Wasservorräte für die trockenen Sommer bereitgestellt.
Zur Belohnung gibt's hier im Hafen dann noch mal Plinse. Leider gab's nur noch einmal heiße Kirschen, so dass wir uns als zweites eine Plinse mit Apfelmus teilen. Nun wird's Zeit für den Rückweg, quer durch den "typischen" Spreewald, links ein Fließ, rechts ein Fließ, und in der Mitte ein schmaler Radweg. Der Weg führt quer durch Lehde hindurch, über eine Holzbrücke, über die wir die Räder tragen müssen.
Machen wir noch den in der geplanten Tour vorgesehenen Umweg über Burg, oder fahren wir lieber direkt zum Ochseneck und versuchen, dort einen Tisch zu bekommen? Letzteres! Und wir haben Glück und kriegen den letzten freien Tisch drinnen. Die Kürbissuppe ist sehr lecker und das Schnitzel Milanese ebenfalls. Außerdemh aben sie als Platzdeckchen Karten von Burg und Umgebung, die einen vernünftigen Maßstab haben! Nur der Kirschwein schmeckt mir zu sehr nach Alkohol und zu wenig nach Kirsche, aber das hätte ich mir vorher denken können, das ist ja bei mir mit allen alkoholischen Getränken so.
Paddeln durch den Hochwald
Wollen wir doch mal sehen, ob wir nicht doch noch einen Biber zu sehen kriegen. Im nördlichen Teil des Oberspreewaldes soll es welche geben. Schnell ist morgens alles gepackt, lange Unterwäsche und Regensachen, Kameras und Fernglas griffbereit. Zuerst Richtung Leipe und Lehde, aber vorher rechts ab Richtung Norden. Viel zu viele andere Paddler sind unterwegs! An unserer ersten Schleuse steht wieder ein Schleusenwärter, ein lustiger alter Herr in Weste und Krawatte, der uns mehrere Verse aufsagt (unter anderen, dass man Mücken nicht erschlagen soll, weil Frösche sie zum fressen brauchen, und Störche wiederum Frösche fressen, und ohne Störche gäb's ja keine Kinder mehr).
Mittagessen gibt's in der Wotschowska. Auch hier ist alles voller Touristen, die teils mit dem Kahn, teils mit dem Paddelboot gekommen sind. Wir haben wieder Glück und erwischen einen der wenigen Sonnenplätze. Es gibt Bohneneintopf und Gemüsepfannkuchen, dazu heiße Zitrone und Grog.
Und weiter geht's nach Norden. Zum ersten Mal werden wir überholt, von einem motorgetriebenen Kahn mit zwei Einheimischen drin. Auch ein, zwei Einzelpaddler, die mit eigenem Boot unterwegs sind, überholen uns. Das Nordfließ hat zum Glück keine starke Strömung, allerdings auch genau gar keine Biber, nur angenagte Bäume. Die Bäume sind wieder mit rosa Farbe durchnummeriert, aber nicht alle – Bedeutung weiterhin unklar.
Ein- und Ausstiegstellen der Tiere sieht man überall – die Viecher selber eher selten.
Am Hotel Eiche noch ein Stück Kuchen, oder lieber weiter? Wenn nur die Migränetablette helfen würde! Lieber weiter. Wir nehmen eine Abkürzung, statt den längeren Weg beim Irrgarten herum zu paddeln. So müssen wir ein Stück gegen die stärkere Strömung des Burg-Lübbener Kanals an fahren. Ein Kanal ist hier übrigens künstlich angelegt, während die Fließe natürlichen Ursprungs sind.
In der Pension bauen wir das Boot ab. Zum Glück ist es heute an der frischen Luft gut getrocknet, nachdem es vor zwei Tagen vom Regen durchweicht wurde. Ab ins Auto damit! Morgen verlassen wir den schönen Spreewald. Wir verbringen einen faulen letzten Abend in der Pension, mit Chinasuppe und Schokolade zum Abendbrot, und einer Doku über Katzen als Haustiere.
Aufbruch und Tagebau II
Ein letzter Blick aus dem Fenster.
Unser letztes Frühstück, nochmal können wir den Rehen im Feld gegenüber beim Äsen zuschauen. Dann alles einpacken, Fahrräder auf's Auto und los geht's. Erstes Zwischenziel ist der Tagebau Welzow-Süd beim Kraftwerk Schwarze Pumpe. Nach etwas Herumsuchen finden wir den Aussichtspunkt, eine Holzhütte, von der aus man vom Rand des Tagebaus das Gelände überblicken kann. Wir sind mit Kameras, Stativ, Fernglas und Gucki ausgerüstet, außerdem natürlich Tee und Schokolade. Beste Voraussetzungen, um mit Geduld mehrere geführte Gruppen zu ertragen, die hier ebenfalls einen Überblick bekommen wollen. Vorteil für uns: die Führer erzählen jede Menge Wissenswertes, und wir können gratis zuhören. Auch hier gibt es eine F60, aber die ist nicht in Betrieb. Samstagmittag wird nicht mehr gearbeitet.
Der Tagebau Welzow-Süd hat eine F60, die (wochentags) noch in Betrieb ist.
Weiter geht's Richtung ElbsandsteinGebirge !