Der Piton de la Fournaise ist einer der aktivsten Vulkane der Erde. Er bricht etwas ein Mal pro Jahr aus. Der letzte größere Ausbruch war 2007. Damals wurde die Küstenstraße im Osten von Lava bedeckt.
Canyoning und Helikopterflug
Dirk schleicht sich noch vor sieben aus der Tür. Vincent und ich haben danach alle Zeit der Welt, unsere Sachen für die geplante Flussbettwanderung in der Schlucht des Bras de la Plaine zusammenzupacken und unsere restlichen Sachen so zu verstauen, dass Dirk sie später problemlos ins Auto packen kann. Außerdem darf natürlich ein ausgiebiges Frühstück nicht fehlen, besonders, da ja gestern so reichlich eingekauft wurde.
Der Pfad, der steil in die Schlucht hinab führt, beginnt gar nicht weit von unserer Übernachtung. Erstaunlich viele Jogger sind hier unterwegs, in beiden Richtungen. Respekt! Es sind immerhin 150 Höhenmeter zu bewältigen.
Unten am Fluss überqueren wir eine Brücke und erreichen den Fluss dann genau an einer Stelle, wo ein Wasserfall hinein fällt – oder tröpfelt, denn viel Wasser ist es nicht. Man kann sich drunter stellen und duschen lassen. Und man kann sich in den Fluss setzen – zum stehen oder schwimmen ist er viel zu flach.
Vincent duscht im Wasserfällchen.
Dann machen wir uns mal auf den Weg flussaufwärts. Es geht einfach das Flussbett entlang, nur ganz selten sind Fußabdrücke von anderen Menschen
erkennbar. Das liegt daran, dass das Flussbett vor allem mit mehr oder weniger dicken Steinen und Felsblöcken aus vulkanischem Gestein bedeckt
ist.
Dazwischen und am Rand wachsen große grasartige Pflanzen. Die Hänge der Schlucht sind mit dichter tropischer Vegetation bedeckt. Bald erreichen
wir die erste Sehenswürdigkeit, L'Arche Naturelle. Natürlich müssen wir Fotos machen, und gerne auch eines mit Selbstauslöser. Nur dass man etwas
klettern muss, um sich unter den Bogen stellen zu können, das kriegen wir in 10 Sekunden nicht hin. Aber Moment, die Kamera kann man doch mit dem Handy fernsteuern! Also schnell alles einrichten, Handy schnappen und losklettern. Alle Probefotos macht die Kamera wie bestellt, nur als ich endlich neben Vincent stehe und DAS Foto machen möchte, meldet die Handy-App "Connection lost". Also Plan B: von der anderen Seite des Bogens her ist er leicht zugänglich, also machen wir das Foto aus der Richtung.
Noch funktioniert die Handy-Fernbedienung der Kamera: auf dem Weg, ein Foto von uns am L'Arche Naturelle zu machen.
Je weiter wir
kommen, desto enger wird die Schlucht. Bald lösen vom Wasser glatt geschliffene Basaltfelsen die üppige Vegetation ab. Ständig müssen wir von
einer
auf die andere Flussseite queren, um überwiegend auf dem Trockenen laufen zu können.
Das vulkanische Gestein ist meist sehr rau und die Schuhe haben gute Haftung. Doch unter Wasser sind die Felsen teilweise mit Algen bewachsen und glitschig. Da tritt man besser auf die kleinen Kiesel am Grund statt auf die größeren Steine.
Ganz schön schluchtig hier!
Mehr als einmal muss Vincent mir die Hand reichen und mir weiterhelfen, weil die Strömung so stark ist, dass sie mich einfach wegspülen würde, wenn ich einen der beiden Füße anhebe. Dabei stehe ich gerade mal bis zum Knie im Wasser!
Da wären ein paar mehr Kilos doch nützlich.
Basaltsäulen in der Schlucht des Bras de la Plaine.
An einer besonders engen Stelle der Schlucht hat das Wasser große Höhlen ausgewaschen. Hier ist es so dunkel, dass Fledermäuse herum fliegen.
An der Höhlendecke hängt eine ganze Kolonie.
An einem breiten Stück Schlucht machen wir Mittagspause. Baguette mit Käse, Äpfel und Bananen, wie üblich. Nun müssen wir aus der Schlucht wieder raus, damit Dirk uns abholen kann. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: entweder zurück zum Einstiegspunkt, oder weiter und hoffen, dass die im Wanderführer beschriebene Variante "Engstelle; drei Meter müssen schwimmend zurückgelegt werden" funktioniert. Da bisher alles so gut geklappt hat, setzen wir auf Variante Zwei und schicken Dirk eine Nachricht, dass er uns dort abholen soll.
Mittagspause mit Schwalben.
Die Schlucht macht uns allerdings einen Strich durch die Rechnung. Nach der ersten drei Meter langen Engstelle, die wir ohne allzu große
Probleme überwinden, kommt eine zweite. Hier gibt es eine starke Stromschnelle, durch die selbst Vincent zu Fuß nicht hindurch kommt.
Ich klettere am Rand entlang. Die Canyoning-Schuhe bewähren sich. Das raue Vulkangestein tut ein übriges, und in der richtigen Höhe
sind gute Griffe und Tritte vorhanden. Dann reiche ich Vincent von der anderen Seite der Stromschnelle her meine Hand und er zieht
sich daran hindurch.
Ab hier wird es schwierig. Rückblick auf eine der Schlüsselstellen.
Ab jetzt gibt es leider keine Fotos mehr, weil ich alles wasser- und wegspülsicher verpackt habe. Jetzt wird sich
zeigen, wie wasserdicht der wasserdichte Sack ist, den ich extra neu gekauft habe.
Und dann kommt noch eine Engstelle mit Stromschnelle; hier ist das durchlaufen unmöglich, weil eine einen Meter hohe Stufe zu überwinden ist, durch die das Wasser mit voller Kraft hindurch rauscht.
Klettern geht auch nicht, weil die Felsen unter Wasser viel zu rutschig sind und das Wasser zu tief, als dass man die ersten trockenen
Griffe und vor allem Tritte erreichen könnte. Dabei ist der Felsen hier in Kopfhöhe sogar ziemlich flach – und glitschig, weil immer
wieder von Wellen überspült. Selbst als ich es schaffe, mich bäuchlings drauf zu wälzen, reicht die Reibung nicht aus, und ich rutsche
mit jeder Welle ein Stück weiter runter. Mit einer Hand kann ich mich noch halten, aber nicht lange – ich rufe Vincent noch zu, dass er
mich bitte ins Kehrwasser ziehen soll. Und flutsch und platsch, schon bin ich unten, komplett im Wasser. Mit der Kamera in
einem Sack, auf dem steht, dass man für empfindliche elektronische Geräte zur Sicherheit zwei Säcke übereinander verwenden soll.
Okay, das mit der Variante aus dem Wanderführer wird so nicht klappen. Dass es inzwischen angefangen hat, in Strömen zu regnen,
macht es nicht besser. Der Wasserspiegel ist schon etwas gestiegen, einige Zentimeter nur, aber das reicht.
Also noch eine Nachricht an Dirk, er möchte uns doch bitte am ersten Punkt abholen, und dass wir später
als zur verabredeten Zeit (15 Uhr) dort sein werden. Immerhin ist es schon fast zwei, und wir müssen die komplette Schlucht wieder
zurück und dann an der linken, 300m hohen Seite hinauf. Von Dirk ist inzwischen auch eine Nachricht eingetroffen: Er sei jetzt an
Punkt zwei, wo wir denn wären? Also noch schnell geantwortet, dass wir noch in der Schlucht sind und voraussichtlich erst um vier
an Punkt eins eintreffen werden.
Und so ist es dann auch. Unser Dusch-Wasserfall von heute morgen führt inzwischen deutlich mehr Wasser, und zwar eine braune Brühe.
Drunterstellen möchte sich niemand mehr, auch wenn inzwischen die Sonne wieder scheint. Der Anstieg ist genauso steil wie heute
morgen der Abstieg, nur eben aufwärts. Oben wartet ein verständlicherweise leicht genervter Dirk im Auto. Es gibt einen
Mini-Parkplatz und einen Wasserhahn, beides eifrig frequentiert von Joggern. Auch heute morgen haben wir unheimlich viele
Trailrunner auf dem Steig gesehen. Das Wasser
aus dem Wasserhahn schmeckt nicht so, als ob es trinkbar sei, ist es aber wohl.
Das Wasserfällchen von heute morgen ist jetzt ein ansehnlicher Wasserfall.
Nun denn, mit einer klitzekleinen Verspätung machen wir uns dann auf dem Weg zum Vulkan. Zwischendurch noch schnell ein Eclair
essen und die Käse- und Obstvorräte auffüllen. Hier gibt es auch Schokolade Made in Réunion, mit Guave, Maracuja oder Kaffee-Vanille gefüllt. Könnte man ja mal brauchen.
Die Straße zum Vulkan ist sehr lang und
sehr kurvig. Und es hat angefangen zu regnen, und die Wolken hängen tief. Wir sehen praktisch nicht, wo wir hinfahren. Ein
paar Kilometer vor der Gîte du Volcan geht die bisher asphaltierte Straße in eine Holperstraße über.
Laut Karte durchqueren wir gerade die Plaine des Sables. Sehen tun wir davon nichts, nur die Schotterstraße unmittelbar voraus.
Schließlich
erreichen wir den Parkplatz der Hütte, der schon ziemlich voll ist. Der direkte Weg zur Hütte ist durch eine Baustelle
versperrt; hier wird eine neue, größere Hütte gebaut. Rollkoffer-geeignet ist der Weg nicht. Dirk lässt seinen Koffer also im Auto (er geht später nochmal zum Auto,
um das nötigste für die Übernachtung zu holen).
Es ist schon fast dunkel, als wir die Hütte betreten. Gerade rechtzeitig,
um unsere Sachen aufs Zimmer zu bringen und dann pünktlich zum Abendessen zu erscheinen. An jedem Platz stehen zwei Gläser: eines mit einer gelben Flüssigkeit, die aussieht wie O-Saft, aber tropisch duftet und offensichtlich Alkohol enthält, und ein leeres mit einer Serviette darin, für das Wasser. Am Buffet gibt es Gemüsesuppe und Nudeln
mit Thunfisch. Ich häufe mir den Teller ordentlich voll, immerhin hab ich einen aufregenden Tag hinter mir. Blöde Idee, denn das war nur die Vorspeise, und das Hauptgericht ist Reis, Couscous, und ... TODO. Und anschließend gibt es noch Nachtisch, ein paar Mini-Stücke Kuchen
und ein Gläschen Rum. Prost! Der mitgebrachte Rotwein kann hier leider nicht eingesetzt werden, aber die Wirtin verkauft gerne glasweise den Hauswein.
In dieser Nacht teilen wir das Zimmer mit einer Familie mit drei Kindern. Es wird wenig geschnarcht.
Im Vulkankrater
Morgens ist die Zimmertür von innen beschlagen. Iiihhh! Wir lassen uns Zeit mit dem Aufstehen. Erst mal sollen alle anderen losgehen.
Die Familie bricht früh auf. Es war eine blöde Idee, zu warten, bis sie fertig sind, denn was tun sie, nachdem sie das Zimmer mit Sack und
Pack verlassen haben? Natürlich aufs Klo gehen! Und da ist dann Warteschlange, denn es gibt insgesamt nur zwei Toiletten für alle. Also noch etwas länger warten.
Wir sind so ziemlich die letzten Gäste, die sich im Frühstücksraum einfinden. Es gibt Kaffee oder Tee, Baguette, Butter und zwei Sorten
Marmelade zur Auswahl. Papaya, lecker!
Dann suchen wir in Ruhe die Sachen zusammen, die wir für die Sechs-Stunden-Tour auf den Cratère Dolomieu, den mittleren und höchsten Krater des
Vulkans, brauchen. Lassen Sie tagsüber keine Wertsachen in der Hütte! Also alles ins Auto, oder wie in meinem Fall, in den Rucksack.
Fernglas zur Betrachtung der Strukturen im Inneren des Kraters, die verschiedenen Objektive für alles, was einem so vor die Linse kommen
könnte. Ich habe alles eingesetzt!
Moment, Sechs-Stunden-Tour? Ich hätte doch gestern einem entspannten Tag in Aussicht gestellt? Ja, ist es doch, wir mussten nicht um sechs aufstehen!
Erst mal geht es ein paar Meter hoch auf den äußeren Kraterrand. Und von da aus eine steile Treppe hinunter, mehr oder weniger senkrecht, aber
natürlich in Serpentinen. Man hat vom Rand einen guten Blick auf den kleinen Krater Formica Léo im Vordergrund, den großen Hauptkrater in der
Mitte und das ganze Gelände dazwischen. Es gibt fast keine Vegetation und alles ist schwarz, grau oder rötlich. Der Himmel ist strahlend
blau. Das verspricht einen schönen Sonnenbrand am Abend!
Der Piton de la Fournaise. Hinten der Cratere Dolomieu, vorne der kleine Formica Léo.
Natürlich müssen wir den Minikrater Formica Léo besteigen, obwohl der aus der Nähe längst nicht so eindrucksvoll aussieht wie aus der Ferne.
Und dann geht's ein langes Stück über erstarrte Lavaströme bis zum Fuß des Dolomieu. Bei der Lava handelt es sich meist um Pahoehoe Lava, die
eine eher glatte Oberfläche hat. An einzelnen Stellen gibt es auch A-a-Lava, die rau und unregelmäßig ist, voller scharfer Ecken und
Kanten. Hier sollte man besser nicht stolpern! Vincent hat sich aufgrund seiner Vulkan-Erfahrungen dicke Handschuhe mitgebracht. Der Weg
ist mit weißen Punkten markiert und verläuft meist über die glatte Lava.
Rückblick auf den äußeren Kraterrand, wo wir heruntergekommen sind, und auf den Formica Léo.
Wenn man genau hinschaut, erkennt man in der Pahoehoe Lava an vielen Stellen dünne, goldglänzende Strukturen. Das ist Pele-Haar:
Glas, dass sich bei schnellfließender Lava in feinen Fäden bildet. Erst hinterher erfahre ich, dass man das Zeug nicht anfassen soll – wer
hätte gedacht, dass es hier zwar keine gefährlichen Tiere und Pflanzen gibt, aber gefährliche Steine?
Verschiedene Arten Lava: vorne die Pahoehoe-Lava mit glatter Oberfläche, hinten die raue A-a-Lava. Die Goldfäden heißen Pele-Haar und sind aus Glas.
Der Aufstieg zum Dolomieu Krater ist für mich etwas beschwerlich. Wir sind auf etwa 2200m und es geht recht steil und in hohen
Steinstufen bergan bis auf ca. 2500m. Vincent und Dirk sind lange vorne weg. Als ich endlich am Rand des Dolomieu Kraters ankomme, ist dieser wolkenverhangen.
Ich ärgere mich ein kleines bisschen, weil ich ja leicht morgens einfach eine Stunde früher hätte losgehen können und dann noch eine
wolkenfreie Aussicht gehabt hätte. Zum Glück gibt es auch ab und an Löcher in den Wolken, so dass ich das Fernglas doch noch einsetzen und
auch ein paar schöne Fotos machen kann. Der höchste Punkt des Piton de la Fournaise liegt am gegenüberliegenden Rand des Dolomieu Kraters,
ist aber nicht auf gekennzeichneten Wegen erreichbar. Trotzdem gibt's natürlich ein Gipfelfoto und die Gipfel-Mittagspause hier.
Gipfelfoto am Rand des Cratere Dolomieu. Von links: Vincent, Ute, Dirk. Blick in den Krater.
Neben uns
lagert eine Familie mit zwei Kindern. Der etwa vierjährige Tobi wollte unbedingt auf den Gipfel, so dass sie sich tatsächlich an diese
herausfordernde Tour gewagt haben. Seine sechsjährige Schwester Franzi ist auch gut mit dabei. Kinder haben eben viel Energie.
Beim Rückweg hängt sich Tobi an Dirk, und die beiden haben so viel Spaß miteinander, dass der eine seine Knieschmerzen und der andere seine
Müdigkeit ganz vergessen. Der Papa hat auch noch eine Drohne dabei und dass ist natürlich ein großer Spaß für alle.
Die Pahoehoe-Lava macht diese lustigen Falten, wenn sie sich durch einen Spalt an die Oberfläche quetscht.
Ich möchte noch die Lavagrotte Le chapelle de Rosemont besichtigen, die am Fuß des Dolomieu liegt, und da muss Tobi natürlich auch mit. Und auf den Formica Léo will er auch
noch mal rauf. In der Grotte hat der Vulkanologe Rosemont während seiner Forschungsarbeit Schutz vor dem Wetter gesucht. Wir haben das nicht nötig,
höchstens Schutz vor der Sonne brauchen wir, denn von den Wolken, die am Gipfel vorbeizogen, ist in der Ebene nichts mehr zu sehen. Die
steile Treppe ist aufwärts nicht ganz so lustig wie sie morgens runter war, aber sie bietet nochmal spektakuläre Ausblicke auf die
verschiedenen Krater. Interessant ist, dass sie jetzt am Abend in ganz anderen Farben erscheinen als am Morgen!
In der Abendsonne sieht der Formica Leo rotbraun aus; morgens war er schwarz.
Gemeinsam mit Tobi und Franzi und ihren Eltern, allesamt aus Kassel, trinken wir am Parkplatz noch ein Parkplatzbier oder -wasser, und
davon wird auch nochmal eine Drohnenaufnahme gemacht. Mich zieht es zurück in die Gîte, denn an meinen Beinen macht sich ein ziemlicher
Sonnenbrand bemerkbar und den hätte ich gern in trockenen Tüchern, äh, im Schatten.
Wir können uns den Weg quer durch die Hütte sparen, denn ich habe am Morgen die Tür nach draußen geöffnet. Ja, unser Zimmer hat eine sehr
schöne Lüftungsmöglichkeit, die sich letzte Nacht niemand zu öffnen getraut hat.
Das Abendessen ist dasselbe wie gestern, nur wir sitzen an einem anderen Tisch, zusammen mit zwei deutschen Wanderern, die auf dem GR-R2
unterwegs sind. Die haben jede Menge Stories zu erzählen, das hört sich wirklich toll an. Von matschigen Wegen, wo man bei jedem Schritt
den Schuh aus dem Schlamm ziehen muss. Von dem letzten Bus abends, der einen stehenlässt, weil bei Fahrten durch die Berge nur die
Sitzplätze benutzt werden dürfen und die alle schon voll sind. Von hilfreichen Einheimischen, die einen Freund anrufen, der einen dann doch
noch zum Ziel bringt. Vielleicht muss ich noch mal wiederkommen?
In unserem Zimmer sind jetzt andere Gäste: vier befreundete Franzosen, die auf Familienbesuch sind. Mit einer davon unterhalte ich mich in
einem Gemisch aus Spanisch, Englisch und Französisch. Sie ist genau wie ich total begeistert von der wunderbaren Landschaft und der üppigen Flora der Insel.
Nach Cilaos
Leider schnarchen die älteren Herrschaften wesentlich mehr als die jungen von gestern. Dafür darf die Tür nach draußen und auch die
Zimmertür offen bleiben, was
für ein viel besseres Raumklima sorgt. Trotzdem begrüßt Vincents Uhr uns am nächsten Morgen mit den Worten: "Sleep quality was low", und da
stimmen wir alle zu.
Wir haben heute wirklich, wirklich! nichts wichtiges vor. Wir müssen nur nach Cilaos fahren. Gemütlich frühstücken und packen und dann ein
bisschen Auto fahren. Die Strecke kommt uns völlig unbekannt vor, so bei Tageslicht und Sonnenschein betrachtet. In der Plaine des Sables,
der Sandebene, halten wir für einen kleinen Ausflug in diese Marslandschaft. Auch oben am äußersten Kraterrand gucken wir uns gründlich um.
In der Plaine des Sables. Rückblick vom äußeren Kraterrand aus. So sieht es bei gutem Wetter aus.
Und natürlich besichtigen wir den Cratére Commerson, das große, tiefe Loch direkt neben der Straße, von dem die Französin gestern Abend erzählt hat. Und
tief ist es tatsächlich: da geht es mal eben 235 m senkrecht runter, bei einem Durchmesser von auch nur 200 Metern! Dieser Krater geht
auf einen explosiven Ausbruch zurück.
Der Cratere Commerson: 235m tief und etwa 200m breit.
In Bourg-Murat kommen wir rein zufällig wieder an der Cité du Volcan vorbei, zum dritten Mal. Ob ich die anderen heute für einen
Besuch dieses hochgelobten Vulkanmuseums begeistern kann? Ja, aber auf keinen Fall vor dem Mittagessen! Ein paar Schritte weiter gibt es
ein kreolisches Schnellrestaurant. Tacos kreol, nicht ganz im Maisfladen, sondern mehr wie ein riesiger Yufka, sehr lecker, trotz oder
gerade wegen der grünen Chilis darin. Und das lokale
Getränk, wahlweise mit Zitrone, Granatapfel oder "american" Geschmack.
Das Vulkanmuseum begeistert als erstes mit einer Münzenkurbelmaschine. Dann mit dem Einführungsfilm im 270° Kino, bei dem einen richtig
schön schwindelig wird!
Und mit der Ausstellung, in der wir erfahren, dass diese golden
glänzenden, dünnen Strukturen in der Lava eben Pele-Haar heißen. Es gibt ein Quiz und jede Menge interaktiver Elemente. Das Beste ist ohne Zweifel der 4D
Film, für den wir zwar zwei Euro extra bezahlen mussten, der es aber in sich hat. Vor jedem Platz befindet sich ein Ventilator, der heiße
oder kalte Luft pustet. Die Tribüne kann bewegt und geschüttelt werden, passend zu dem Flug durch einen Vulkan, den wir gezeigt bekommen.
Super!
Ja, nun ist es doch wieder später als erwartet. Vincent kurvt um so schneller die Straße hinunter zur Küste und dann wieder rauf nach CiLaos.