Der Osten Réunions kriegt den Großteil des Regens ab, bis zu 6000mm im Jahr! Außerdem kriegt er den Großteil der Lava ab, die bei Ausbrüchen des Piton de la Fournaise austritt - weil die östliche Flanke des Berges sich flach Richtung Meer senkt, während es im Westen Richtung Piton des Neiges eher aufwärts geht. Also eine raue, unwirtliche, faszinierende Landschaft.
In den wilden Osten
So, heute geht's an die Ostküste. Erst mal die 400 Kurven wieder runter. Diesmal bestehe ich auf dem vorderen Sitzplatz – wenn dem Navigator
schlecht wird, ist ja schließlich niemandem geholfen. Der Platz ist tatsächlich besser als der hinten, nicht nur wegen der Aussicht oder weil
man mehr Platz hat, sondern auch, weil ich beide Füße vorne gegen die Wand stemmen und mich dadurch so stabilisieren kann, dass ich die Hände
frei
habe, um Fotos und Videos von Vincents halsbrecherischen Fahrkünsten zu machen.
Der Strand von Grand'Anse. In dem mit Steinen begrenzten Becken soll man gut schnorcheln können.
Auf dem Weg nach Osten liegt der bekannte Strand Grand'Anse an der Südküste. Unsere Kasseler Bekannten haben den sehr empfohlen. Also machen
wir dort Mittagspause. Der Strand ist eher unspektakulär, mit großen Wellen, hellem Sand und ein paar Palmen, links und rechts begrenzt von
Klippen aus Lava. Vincent testet natürlich die Wassertemperatur. Hinter dem Strand liegt eine schöne Parkanlage mit Grillstellen und Rasen
und den unvermeidlichen öffentlichen Toiletten. Außerdem
gibt es ein paar Restaurants. Eines davon ist das Croque Bol. Hier gibt es Schüsseln aus Brot mit verschiedenen Füllungen; ich nehme mit
Käsefonduekäse überbackenes Huhn. Dazu echtes Craft Beer IPA, mit einem Chamäleon auf der Flasche. Davon muss ich natürlich welches mitnehmen!
Der Kellner ist so schnell mit dem "Ich öffne die Flasche für Sie" Automatismus, dass ich gar nicht rasch genug reagieren kann,
um ihm zu sagen, dass ich natürlich geschlossene Flaschen brauche. Ungerührt stellt er die geöffnete Flasche wieder in den Kühlschrank
und gibt mir eine neue.
Und weiter geht's zum Cap Méchant. Die Basaltklippen sind hier ca. 20 Meter hoch. Die Wellen krachen mit Schwung dagegen und Gischt spritzt immer wieder
über den Klippenrand. Nach 300m Spaziergang kommen wir zum Le Souffleur. Das ist ein rundes Loch in den Klippen, das unten eine
Verbindung zum Meer hat. Bei Flut — die war vor zwei Stunden — spritzt oben das Wasser raus. Dirk und Vincent stehen eine ganze Weile daneben: Vincent in Erwartung einer Dusche, und Dirk in Erwartung eines
tollen Selfies.
Dirk und Vincent am Le Souffleur.
Oberhalb der Klippen ist der Boden mit kurzem, borstigen Gras bewachsen. Das soll gegen die Erosion helfen. Es sieht aus wie ein Teppich.
Dazu wachsen hier Vacoas (Schraubenbäume, Pandanus utilis), die sehr lustig aussehen.
Lustige Viecher leben im Le Souffleur. Gleich nebendran schlagen die Wellen mit Kraft an die schwarzen Lavafelsen; die Gischt spritzt hoch.
Zwischen den Schraubenbäumen.
Wir haben noch ein ganzes Stück Weg vor uns bis nach Sainte-Rose im Nordosten. Vincent ist ein unermüdlicher Fahrer. Am Ostrand der Insel
durchqueren wir die Grand Brûlé, die "große Verbrennung". In diesem Gebiet sind immer wieder Lavaströme vom Piton de la Fournaise herab
bis ins Meer geflossen. Der neueste Strom ist von 2007. Hier wachsen nur ganz kleine Pflänzchen auf der schwarzen, rauen Lava. Man kann
die Flanke des Berges hinauf schauen; oben liegt alles in Wolken.
In der Grand Brûlé. Vom Piton de la Fournaise im Westen, dessen Gipfel in den Wolken liegt, fließen immer wieder Lavaströme herab. Dieser hier ist von 2004. Außer Flechten wächst auf der knapp 20 Jahre alten Lava noch nicht viel.
In Sainte-Rose erreichen wir unsere Ferienwohnung "Chez Jean Michael" von der falschen Seite her – das Grundstück hat einen Zugang von der
Hauptstraße her, der für Gäste gedacht ist, und einen vom Wohngebiet her, den der Eigentümer nutzt, der in dem zweiten Haus
nebenan wohnt. Der Garten ist üppig mit
allen möglichen tropischen Pflanzen bepflanzt und es gibt Hühner und Hähne, Gänse und Tauben. Außerdem den Hund Flo, einen argentinischen Mastiff.
Jean Michael und seine Frau Gilberte begrüßen uns herzlich. Sie bieten Bier und Cola an und Gilberte bringt zwei Teller mit leckeren
kreolischen Tapas.
Ich brauche gar kein Abendessen mehr!
Der Garten von Jean Michel und Gilberte. im Blumentopf in der Mitte wächst Vanille. Dahinter ist ein Hühnerkäfig. Rechts der Eingang zu unserer Veranda.
Unser Häuschen ist vollgestopft mit Krimskrams. Es gibt zwei Schlafzimmer mit Blümchenbettzeug, ein großes Wohnzimmer mit einem Sofa und
einem weiteren Bett
und eine überdachte Veranda mit einer Hollywoodschaukel und einem Esstisch.
Im Grünzeug auf der Terrasse sitzt eine riesige Wolfsspinne, da braucht man gar kein Makro-Objektiv dafür. Nachdem ich verkündet habe, dass
eine Tarantel auf der Terrasse sei, möchte Dirk nicht mehr draußen sitzen.
Die Spinne sieht zumindest ähnlich aus wie eine Wolfsspinne, manchmal als Tarantel bezeichnet.
Dirk und Vincent wollen im benachbarten Restaurant noch eine Kleinigkeit essen. Das hätten sie lieber nicht tun sollen, denn Dirk fällt
nach wenigen Metern in den Straßengraben, verdreht sich das Knie, schlägt sich die Schulter an und zieht sich ein paar üble Schürfwunden zu (zu Dirks Verteidigung; es war dunkel, er war durch ein vorbeifahrendes Auto abgelenkt, der Graben fing sehr abrupt an, die Kanten waren senkrecht, und der Graben war etwa einen Meter tief).
Unser Gastgeber ist sehr besorgt und kündigt an, sich gleich morgen bei der Gemeinde zu beschweren, damit die Gefahrenstelle beseitigt
wird.
Die Spinne auf der Terrasse hat eine Freundin, die bei uns im Haus übernachtet. Als ich nachts aufs Klo muss, sitzt sie an unserer
Zimmertür. Nur nicht irritieren lassen, einfach vorbei schleichen und hoffen, dass sie nicht unter dem Türspalt hindurch passt.
Durch die Lavatunnel
Vincents und mein morgentlicher Ausflug nach Anse des Cascades fällt zugunsten eines Besuches der Notaufnahme im Krankenhaus von Saint-Benoit aus. Nachdem
wir Dirk abgeliefert haben, stärken wir uns erst mal in einem Café. Mein Eclair ist statt mit Pudding mit Buttercreme gefüllt, und das
Zitronentörtchen, das ich dazu bestellt habe, besteht statt aus lockerem Sorbet aus einem festen Klumpen einer klebrigen, süßen Masse. Dafür
ist Vincents Obsttörtchen lecker.
Wir besuchen den örtlichen Markt, um frisches Obst und Gemüse fürs Abendessen zu kaufen. Und im Super U holen wir noch Milch und Reis und
was man sonst so braucht. In einer Apotheke frischen wir den Vorrat an Tape auf, der seit gestern stark reduziert wurde. Der Apotheker
kommt aus Belgien und ist hocherfreut, mit uns über unsere Reise plaudern zu können. Er lässt mich auch gern die Toilette in der Apotheke
benutzen, weil es scheinbar ausgerechnet hier mitten in der Stadt keine öffentlichen Toiletten gibt. Komisch nur, dass es ausgerechnet in
einer Apotheke kein Handwaschbecken gibt?
Als wir ungefähr fertig sind, ruft Dirk an und meldet, dass er ebenfalls fertig ist. Wir sammeln ihn ein und machen uns auf den Rückweg zur
Wohnung. Unterwegs kaufen wir Sandwiches fürs Mittagessen. Mein Mittagessen besteht aus (einem Teil) der riesigen frischen Papaya und
frischer Ananas.
Papaya (orange, hinten), Ananas und Chouchou (das grüne rechts). Und so sieht eine Papaya von innen aus.
Dann auf zur Wanderung durch die Lavatunnel! Den Parkplatz-Treffpunkt hatten wir gestern schon ausgekundschaftet. Heute ist er wesentlich
besser zu finden, da völlig überfüllt. Mehrere Gruppen starten von hier. Alle Teilnehmer werden mit Knieschützern, Handschuhen und Helm
incl. Lampe
ausgestattet. Lange Hosen sind Pflicht. Unser Führer heißt Cyril, und er spricht leidlich Englisch. Er erklärt uns und einer Teilnehmerin aus den USA, während sein
Kollege die französischen Teilnehmer bespaßt. Der Kollege hat seinen Hund dabei, der mit uns in den Tunnel kommt.
Erst mal müssen wir bei sengender Sonne ein Stück über die Lava des Lavastroms von 2004 gehen. Darunter befindet sich der Strom von 2001.
Wir sehen eine Mimose. Zwei kleine Zweige auf einen Liter Wasser machen ein gutes Schlafmittel, lernen wir. Wenn ein Lavastrom einen Baum
erreicht, wirft er diesen meist um. Die Lava kühlt an der Grenzfläche zum Baum ab, umhüllt diesen und wird fest. Danach verkohlt das Holz.
Es bleibt eine hohle Röhre zurück, an der man noch die Struktur der Rinde erkennen kann. Braune Verfärbungen rühren vom Saft des Baumes
her. Die hellen gehen auf übriggebliebene Asche zurück. Manchmal sind diese Röhren senkrecht, wenn der Baum nicht umgefallen ist. An einer
davon erlauben sich die Führer einen Spaß, indem sie uns weismachen wollen, dass wir durch das gerade mannsdicke, vier Meter tiefe Loch senkrecht in die Erde
klettern sollen.
Dieser Lavastrom ist von 2004. Man erkennt auch hier die lustigen Formationen der Pahoehoe-Lava.
Der tatsächliche Höhleneingang ist wesentlich komfortabler. Die meiste Zeit über sind die Tunnel so hoch, dass ich gut darin stehen
kann. Die Lavaunnel entstehen, indem ein Lavastrom an der Oberfläche auskühlt und erhärtet. Darunter fließt die Lava weiter, und wenn keine
mehr nachkommt, bleibt eine Röhre.
Es ist unheimlich spannend und ganz anders als eine Kalksteinhöhle in Mitteleuropa. Viele verschiedene Gesteinsstrukturen und -farben
erzählen etwas über die Details der Entstehung. Pfeiler z.B. entstehen durch das Umfließen von Bäumen. Stalaktiten und Stalagmiten aus Lava
entstehen, wenn heiße Lava von der Decke des Tunnels auf den Boden tropft. In der Höhle ist es kaum kühler als an der Oberfläche. Wasser
tropft ständig von der Decke.
Wir bleiben über zwei Stunden in der Höhle. Die Tunnel bilden ein mehrere Kilometer langes Gangnetz mit vielen Verzweigungen. Das passiert
nur bei Pahoehoe-Lava, wie sie auch in Hawaii vorkommt. Diese ist an der Oberfläche glatt. Die A-a-Lava hingegen ist an der Oberfläche
rau und kantig und bildet nur nur ganz kurze Tunnel. An einer Abzweigung dürfen wir wahlweise den breiten, höheren oder den extra-flachen
Tunnel nehmen. Ich nehme natürlich den flachen und erlebe, wie es sich anfühlt, wenn man wirklich auf dem Bauch robben muss und dabei
die nackten Arme auf rauem Untergrund abstützen muss. Lustig, aber auch gut, dass es nur ein kurzes Stück ist! Der Führer hat mir Jacke
und Fototasche abgenommen, sonst wäre ich kaum durchgekommen. An einer anderen Stelle
dürfen wir ein bisschen klettern. Das wiederum geht bei dem rauen Gestein sehr gut.
Durch einen flachen Tunnel komme ich nur auf dem Bauch robbend. Foto (c) Vincent.
Blick in eine Röhre, die entstanden ist, als die Lava einen Baumstamm umflossen hat. Die gelben Ablagerunen gehen auf den Saft des Baumes zurück, die hellgrauen unten sind die Asche des Baumes.
An manchen Stellen enthält das Gestein Eisen. Der magnetische Kompass in Vincents Uhr zeigt dann zum Felsen statt nach Norden.
Schokoladen-Lava. Foto (c) Vincent.
Es ist gut, dass ich meine eigene Stirnlampe und Taschenlampe dabei habe, denn meine Helmlampe gibt nur noch einen schwachen Schimmer von
sich. Vincent fotografiert mit meinem Handy und ich mit der Kamera. Die Taschenlampe gibt genug Licht dafür.
So sieht es aus, wenn ein Lavastrom auf einen Baum trifft und den nicht umwirft. Die Lava erkaltet am Stamm und wird fest. Der Baumstamm verbrennt. Deswegen ist dieser Pfeiler hohl, was man sehr gut hört, wenn man dran klopft. Links vorne einer unserer Führer.
Als wir uns dem Ausgang nähern, wird es gleich wieder wärmer. Und dann stehen wir wieder in der Sonne, an einem anderen Ort als vorher, nur
wenige Meter neben dem Parkplatz. Die
Höhle hat über 20 Ausgänge! Es tröpfelt ein bisschen. Schnell die Ausrüstung abgeben, bezahlen und dann ab ins Auto, wo der Fahrtwind kühlt.
Was machen wir jetzt mit dem angefangenen Nachmittag? Wir halten nochmal kurz in Anse des Cascades. Das ist eine Bucht, umgeben von hohen
Felsen, die mit Grünzeug bewachsen sind und von denen an vielen Stellen Wasserfälle herunter rauschen. Direkt ab Ufer gibt es einen kleinen
Kiosk, in dem wir uns jeder ein Eis holen - leider nur Eis am Stiel, aber besser als gar nichts. Vincents Hunger auf Schokotörtchen, der
durch die schokoladenbraune Verfärbung der Lava im Tunnel ausgelöst wurde, wird immerhin gedämpft.
Wasserfälle bei Anse des Cascades. Der Palmenwald in der Bucht.
Wieder zu Hause, finden wir Dirk auf dem Sofa vor. Heute müssen wir uns mal richtig ins Zeug legen für unser Abendessen. Dirk schnippelt
Möhre, Paprika und Chouchou in Ministückchen; Vincent setzt den Reiskocher in Gang und ich brate das Gemüse in der Pfanne an.
Möglicherweise haben wir uns bei der Menge von allem gründlich verschätzt, denn es bleibt reichlich Rest. Wir diskutieren lange genug über
die Übernachtungs- und Unternehmungsmöglichkeiten der nächsten Tage, dass ich am Ende wieder Hunger kriege und noch zwei weitere
Portionen futtere, dennoch ist immer noch etwas übrig. Lecker war's auf jeden Fall.
Zurück an den Strand
Die Spinne ist inzwischen ins Bad umgezogen und kann sich nicht entscheiden, ob es an der Ecke zur Tür oder doch hinter dem Mülleimer
netter ist. So treffen wir sie immer wieder auf dem Wandstück dazwischen an.
In der Nacht hat es geregnet, wie auch schon in der Nacht davor. Für solche Fälle ist ein Wellblechdach eher ungeeignet, da sind wir uns
einig. Laut unserem Gastgeber gab es 20cm Regen! Das muss man sich mal vorstellen, in Karlsruhe gibt's bei 2cm Regen schon eine Warnung vor
Starkregen. Der Boden ist jedoch schon wieder trocken; Sonne und das poröse vulkanische Gestein bewirken das.
Zum Frühstücks gibt's den Rest von gestern, nochmal frisch angebraten und mit Spiegeleiern serviert. Für die Süßfrühstücker steht natürlich
Müsli zur Verfügung und der Rest der Papaya.
Jetzt heißt es mal wieder Sachen packen, ab ins Auto und 'ne Menge Fahrerei. Als erstes steht die Kirche auf dem Programm, die 1977
gerade eben nicht von der herabfließenden Lava zerstört wurde – ein Wunder!
Die Kirche Notre Dame des Laves. Der Lavastrom von 1973 floss durch die Tür hinein, zerstörte die Kirche aber nicht. Wie sie wohl vor 1973 hieß?
Danach die Wasserfälle Cascades de Grand-Galet, für die wir auf der
Hinfahrt nicht mehr genug Zeit hatten. Vorher gibt's für Vincent und Dirk noch Sandwiches und für mich ein Eclair, diesmal ein leckeres.
Das hebe ich mir natürlich auf für den Aussichtspunkt an den Wasserfällen. Wie immer eine enge kurvige Straße bergauf bis zu einem
Parkplatz. Wir sind nicht die einzigen Besucher. Im und am Fluss, der hier herunter fließt, tummeln sich viele Menschen. Es gibt immer wieder
Badepools und kleine Wasserfälle oder Stromschnellen. Vom Parkplatz aus muss man noch ein Stückchen laufen. Ganz oben angelangt kann man auf einen hohen Wasserfall blicken, bzw. auf viele
einzelne Wasserfälle, die hier auf der ganzen Wandbreite hinunterrauschen. Alles endet in einem tollen blauen Pool, in dem einige wenige
Menschen schwimmen. Hier ist ein guter Ort, um das Eclair zu essen. Andererseits kommt man von hier aus nicht ins Wasser, das ist natürlich
nichts für Vincent.
Die Cascades de Grand-Galet. Vincent und Dirk lümmeln sich an einer Badestelle weiter unten an der Grande Ravine.
Nachdem Dirk die obligatorischen Fotos gemacht hat, laufen bzw. humpeln wir wieder runter und an einer anderen Stelle nochmal an den
Fluss.
Dass in Saint-Leu jemand auf uns wartet, um uns den Schlüssel für die nächste Ferienwohnung zu übergeben, ist den meisten
egal. Schließlich können sich die Jungs losreißen und wir können weiterfahren.
Kurz vor Saint-Leu sind wir uns dann nicht einig, wer gerade
navigiert, mit dem Erfolg, dass wir die richtige Autobahnausfahrt verpassen. Im Ort springe ich quasi aus dem fahrenden Auto, um bei
einer Bank schnell noch das Geld für die Kaution zu holen, die wir in bar hinterlegen müssen. Komischerweise bin ich dann zu Fuß schneller
am Apartment Ti Kaz Hoarau
als die beiden mit dem Auto. Die Vermieterin wartet schon und führt mich gleich hinauf, um mir alles zu zeigen. Hat den Vorteil, dass ich
mir in Ruhe ein Zimmer aussuchen kann, bevor die Jungs kommen. Die muss ich noch unten in der Garage abholen, da sie ja nicht wissen, wo
sie hin müssen.
Puh, das war ein nervenaufreibender Nachmittag. Ich brauche jetzt erst mal Ruhe, um mich zu sortieren. Vincent und Dirk gehen gleich an den
Strand. Perfekt!
Ich orte das Postamt, um die Postkarten einzuwerfen, und die Touri-Info, um herauszufinden, wie ich morgen mit dem Bus zum Mascarin, Jardin botanique de la Réunion
komme. Zu meiner großen Überraschung ist die Angestellte in der Touri-Info dieselbe, die uns in Saint-Gilles vor zwei Wochen
bezüglich der Mafate-Wanderung beraten hatte! Sie wechseln alle paar Tage den Standort, um ihr Wissen zu erweitern. Super. Sie sucht mir die Busverbindung raus, zeigt mir die Haltestelle und verkauft mir auch die Bustickets, die gibt's
nämlich hier nicht wie bei uns beim Fahrer zu kaufen. Damit ist mein Tag morgen gerettet.
Vom Hafen aus schaue ich mir den Sonnenuntergang an, während ich das mitgebrachte Baguette mit Käse futtere. Auf dem Rückweg kaufe ich dann
noch in einem Obstladen und einem kleinen Supermarkt ein, was man halt so braucht: Gummibärchen, Honigmelone, Eis, Kekse und einen
alkoholfreien Cocktail.
Der Supermarkt ist wirklich super. Vor der Tür lungern ein paar ältere Männer herum. Drinnen gibt's eine reiche Auswahl an Zeugs, Obst, Eis, Alkoholika, aber auch Drogeriartikel und Konserven, eben alles, was man so braucht. Der Kassierer steht hinter einem Tresen, packt meinen Korb aus und scannt die Artikel. Er fragt extra nochmal nach: will ich wirklich einen alkoholfreien Cocktail? Die älteren Herren beobachten mich sehr neugierig und schließlich traut sich einer, mich anzusprechen. Leider vergeblich, denn "Je ne parle pas français." Darauf hin lächeln sie weiter freundlich und halten mir beim Rausgehen die Tür auf. Das wäre im Leader Price nicht passiert!
Als ich das Eis ins Gefrierfach stellen will, bemerke ich, dass das Gefrierfach nicht nur die untersten beiden Fächer des Kühlschrankes
einnimmt, sondern die gesamte linke Hälfte. Ich sehe das daran, dass die Cola und die Bananen komplett fest gefroren sind. Die Cola überlebt es sehr gut. Die Bananen auch, sie sind aber nach diesem unerwarteten Ausflug sehr ungnädig, braun und nicht mehr transportfähig.
Der riesige Fernseher im Apartment kann per ChromeCast mit dem Handy verbunden werden. Es wird ein vergnüglicher
Fernsehabend.
Ein gemütlicher Abend im edel eingerichteten Apartment Ti Kaz Hoarau in Saint-Leu.
Gerade als ich ins Bett will, kommen Dirk und Vincent vom Essen wieder. Sie schmeißen jetzt noch die Waschmaschine an – seit der zweiten
Flussbettwanderung freuen sich meine kurzen Hosen darauf!
Weiter geht's auch in den nächsten Tagen in SaintLeu und Umgebung.