Zurück nach Antananarivo
Eine regenfreie Nacht, nur durch lautes Hundegebell gestört. Wir haben
zwar den Wecker auf 6:30 Uhr gestellt, sind aber beide schon vorher
wach und haben schon fast alles gepackt, als wir uns um sieben zum
Frühstück treffen. Patrick wartet schon, er ißt zwar vor 9 Uhr nie
was, ist aber immer schon früh auf. Nochmal gucken – nichts
vergessen? Alles ins Auto und los geht's. Die Straße ist durch den
Regen der letzten Tage nicht besser geworden, und an einer besonders
üblen Stelle kommen wir nicht weiter. Wieder
sind rasch Anwohner zur Stelle, um schieben zu helfen. Eine gute
Gelegenheit, unsere letzten T-Shirts und Schirmmützen an die
Einheimischen zu verschenken. Matsch spritzt von den durchdrehenden
Reifen, ein Anlauf, alle schieben – geschafft! Wir laufen noch ein
Stück hinter dem Auto her, als es den Berg rauf holpert, aber hier
scheint es wieder zu gehen.
Rückblick auf den See der Könige.
Aus den Erfahrungen der Herfahrt haben wir gelernt und nehmen diese
Mal doch lieber die klapprige Brücke (die gar nicht so klapprig ist)
statt der Furt. Noch ein paar Mal anhalten für Fotos, dann sind wir
schon wieder auf der Asphaltstraße N2 Richtung Tana.
Die Orte kennen wir alle schon. Zwischendurchhalten wir kurz an, damit
Patrick sein Frühstück nachholen kann, aber in dem Restaurant in
Antsampanana gibt's heute keine Reis, also weiter. Bein
nächten Versuch haben wir mehr Glück, Patrick kriegt eine Suppe und
wir eine kalte Cola – mehr trauen wir unseren durch die Kurvenfahrt
in den Bergen beeinträchtigten Mägen erst mal nicht zu.
40km hinter Andasibe, in Marotsebo liegt
eine Chamäleon-Farm, ein richtiger Zoo! Es gibt sechs Krokodile in
einem Außenbecken, die alle genau wie in europäischen Zoos
desinteressiert in der Gegend herumliegen. Interessanter ist da das
groß, begehbares Chamäleon-Haus. Es ist nur unten gemauert und oben
mit Moskitonetzen bespannt, um die Viecher am Weglaufen zu
hindern. Eins sitzt aber schon draußen und muß von unserem Führer,
Olivier, erst mal wieder eingefangen werden. Dann dürfen wir rein --
ein Sammelsurium an unterschiedlichen Arten, Farben, Formen erwartet
uns.
So sieht das
aus, wenn ein Chamäleon eine Heuschrecke fängt.
Olivier holt ein paar Heuschrecken, damit wir beobachten können, wie
Chamäleons mit ihrer Zunge nach Insekten schnappen – die Zunge ist
genauso lang wie der Körper der Tiere! Und es geht so schnell, daß mit
sehen nicht viel ist – gut, daß die Kamera Schnellfeuer-Modus
hat. Siehe auch mein
Chamäleon-Video bei
Youtube.
Als wir uns losreißen können, zeigt Olivier uns noch das Eidechsen-
und Gecko-Haus
und das Schmetterlingshaus. Die
leaf-tailed geckos sind
sozusagen die Stabheuschrecken unter den Geckos. In einem Käfig befinden
sich Tausendfüßler, Kakerlaken und eine Riesen-Schnecke – das haben
wir in freier Wildbahn alles schon gesehen. Der große Flughund tut mir
etwas Leid – ganz allein in seinem Käfig wird sein Schlaf ständig
durch gaffende Touristen wie uns gestört. Er ist eigentlich
nachtaktiv, und obwohl er wie ein kuscheliger Vampir aussieht, ernährt
er sich nur von Früchten.
Wir sehen auch noch das kleinste Chamäleon Madagaskars, es gehört zu Gattung
Brookesia.
Auf dem Souvenirmarkt in Antananrivo.
Danach geht's weiter. Alle sind ziemlich müde und froh, daß Tana
endlich näher kommt. Patrick schlägt vor, daß wir uns noch den Markt
anschauen, da noch reichlich Zeit ist, bis wir am Flughafen sein
müssen. Der "Markt" ist eine Straße voller Souvenir-Läden. Patrick
setzt uns an einem Ende ab und erwartet uns am anderen. Die Läden
haben alle etwa die Größe einer kleinen Garage und sie liegen
unmittelbar nebeneinander. Sobald wir uns irgendwas näher anschauen,
haben wir den Verkäufer am Hals, der "good price" oder "bonne prix"
oder "come in" ruft. Es gibt allen möglichen Kram, den wir unterwegs
auch schon gesehen haben: aus Raphia-Blättern gewickelte Chamäleons
und Baobabs, Sisal-Taschen, Hochschnitzereien, Halbedelsteine,
Alutöpfe, gestickte Tischdecken und Tücker... nur nicht davon, was man
wirklich braucht. Wir schauen uns ein Holzkrokodil an, es soll 20.000
Ariary kosten. Als wir es nicht kaufen und Anstalten machen, den Laden
zu verlassen, geht der Verkäufer sofort auf 15, dann auf 10k
runter. Nagut, jetzt haben wir ein Holzkrokodil. Einen Raphia-Baobab
kriege ich statt für 15 für 10k.
Ein plötzlicher Regenguss.
Plötzlich
fängt es an zu regnen wie aus Eimern. Die Vordächer der Läden schützen
kaum, es platscht auf die Straße und spritzt bis zu den
Eingängen. Eine Frau, die gestickte Decken verkauft, gewährt uns
Unterschlupf, ohne uns etwas andrehen zu wollen. In Windeseile machen
die Händler ihre Läden zu, stellen Holzplatten vor die Eingänge, um
das Spritzwasser abzuhalten. Patrick ist zum Glück der Ansicht, daß
der Regen wohl so bald nicht wieder aufhört und macht sich mit dem
Auto auf die Suche nach uns. Er hält direkt vor dem Laden, in dem wir
warten, so daß wir nur zwei Schritte bis zum Auto machen müssen;
dennoch sind wir naß, als wir drin sitzen. Als der Regen soweit
nachgelassen hat, daß die Scheibenwischer gerade eben wieder ein
klares Sichtfeld schaffen können, machen wir uns auf zu einer
Stadtrundfahrt. Die Innenstadt leigt am Fuß eines Hügels, und oben
drauf befinden sich der Königinnen- und der Präsidentenpalast. Die
Hauptstraße ist zur Zeit mehr ein Fluß; vom Hügel herunter fließt das
Wasser, so daß die Fußgänger in der Strömung Mühe haben,
voranzukommen.
Die Gullis, falls es
überhaupt welche gibt, sind wohl hoffnungslos überfordert.
Trotz des Regens sind viele Leute unterwegs, die meisten mit
Regenschirm oder -Jacke. Die Kinder haben ihren Spaß. Wir fahren den
Hügel hinauf – gegen die Strömung – aber keiner hat Lust, an den Palästen für
ein paar Fotos auszusteigen. Als der Regen etwas nachläßt, können wir
immerhin eine Blick hinunter auf die Innenstadt werfen, die mit einem
See in der Mitte ganz hübsch ausschaut (soweit man daß durch den
Regenschleier beurteilen kann).
Es ist immer noch früh am Abend, aber jetzt machen wir uns dann doch
mal auf zum Flughafen, denn dort in der Nähe ist Gasto Pizza, wo wir
das Abschieds-Abendessen zelebrieren wollen. Draußen wird es dunkel
und auch schon etwas kühler, aber drinnen im Restaurant ist es immer
noch reichlich warm. Es ist kein so stilvolles Restaurant wie in
ToliAra, sondern gehört zu einer Fast Food Kette. Die Pizza kommt in
Rekordzeit, dafür ist der Teig noch halb roh. Gegen den Belag kann man
aber nichts sagen, hier gibt es sogar Salami zur Auswahl. Der Coupe
de glace de la maison zum Nachtisch läßt auch keine Wünsche übrig:
Ananas-Bananen-Eismix mit Sahne, kandierter Kirsche und Waffel.
Die Kellnerin im Gastro Pizza macht dieses
Abschiedsfoto von uns.
Unser restliches malegassisches Geld reicht
aus, um Patrick zum Essen einzuladen.
Anschließend fahren wir zum Flughafen. Sorgfältig sammeln wir unseren
Kram aus den verschiedenen Ecken des Autos zusammen. Die Souvenirs
müssen noch knautschsicher verpackt werden. Alles auf einen
GEpäckwagen, Patrick bringt uns noch rein und zeigt uns die
Checkin-Schalter (die noch geschlossen sind). Dann verabschiedet er
sich – er hat seine Familie schließlich drei Wochen land nicht
gesehen! Wir schenken ihm zum Abschied das Buch Madagascar Wildlife und das letzte T-Shirt und die
Schirmmütze.
Uns bleiben jetzt noch 5 Stunden bis zum Abflug, die wir mit Lesen und
Dösen verbringen. Umziehen müssen wir uns auch noch, Flip-Flops und
kurze Hose sind wohl für das Wetter, daß uns Anfang Januar in
Deutschland erwarten wird, nicht geeignet. Endlich dürfen wir
einchecken. Die Sicherheitskontrolle ist recht oberflächlich, aber wer
würde schon hier ein Flugzeug entführen? Kurz vor halb zwei Uhr nachts
heben wir ab Richtung Paris. Der Flug verläuft ereignislos und es gibt
weder mit dem Umsteigen noch mit dem Gepäck Probleme. Landung in
Frankfurt gegen 15 Uhr, es ist -2°C und es liegen 5cm Schnee. Brrrr.
Viele Fotos (c) Frank Spychaslki.